Anmerkungen für die (Hobby-)Philosophenrunde Melle im Dezember 2019

 

1. Diejenigen, die von der Website der Meller Philosophenrunde hier gelandet sind, blättern bitte vor

zum Punkt 2.

 

Für andere Gäste:

 

Um den inhaltlichen Zusammenhang deutlich zu machen, hier zunächst ein Auszug aus dem Protokoll des Treffens (bitte hier klicken) ...

 

... sowie mein Kommentar auf der Meller Seite, in dem ich auf diesen Text verweise - bitte hier klicken)

 

 

2. Nachfolgend einige Institute, die sich für die Privatisierung der Altersversorgung einsetzen:

 

Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

https://www.berlin-institut.org/
"Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen [sic], (...)"

 

Kritische Anmerkungen:

 

"Ein Beispiel: Das Berlin-Institut, ein privates Meinungsbildungsinstitut hinter dem unter anderem Versicherungskonzerne stehen, hat 2006 eine sogenannte Studie vorgestellt. Die Horrormeldung im O-Ton: ’Deutschland auf Schrumpfkurs‘ und ’Nach dem Mensch kommt der Wolf‘. Behauptet wurde, dass wir Deutschen weltweit die geringste Geburtenrate haben. Das war die Meldung Nummer eins in allen Medien. Ich habe am nächsten Tag nachgeguckt und fand eine EU-Statistik, wonach Deutschland unter den 25 EU-Staaten Platz 15 einnahm. Ich bin damit an 50 bis 60 Journalisten herangetreten. Kein Wort. Nichts! Das hat mich empört, dass alle solche Fälschungen durchgehen lassen. Ich habe das Statistische Bundesamt kontaktiert. Nichts!

(...)

Ich habe die dpa kontaktiert, die diese Nachricht verbreitet hatte, und da sagte man mir, eine junge und unerfahrene Redakteurin hätte das auf der Pressekonferenz des Instituts gehört und es passte eben in die ’Denkwelt‘. Wenn sie eine Stunde prüfen würden, verkauft eine andere Presseagentur derweil die Meldung. Sie haben danach zwar die richtigen Daten veröffentlicht, aber ohne die falschen zu dementieren. Der Fernsehsender NDR-Kultur hat dann einen Beitrag gemacht, ich erzählte von meinen Aufklärungsversuchen, der Mann von der dpa hat sich entschuldigt und jemand vom Statistischen Bundesamt hat die Richtigstellung gebracht. Aber ich finde heute noch Meldungen, die sich auf die alte Falschmeldung beziehen."

Statistikprofessor Gerd Bosbach in: https://taz.de/Demografie-als-Angstmacher/!5049986/

 

"Zum Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung(...)"

https://www.nachdenkseiten.de/?p=1077

 

 

Prof. Raffelhüschen

https://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_Raffelh%C3%BCschen
"Als Kritikpunkt gilt sein mediales Auftreten als unabhängiger Experte, ohne dass er seine berufliche Verknüpfung mit den Versicherungsunternehmen bei diesen Auftritten kenntlich macht.[14]"

 

https://lobbypedia.de/index.php/Bernd_Raffelh%c3%bcschen
"Bernd Raffelhüschen (*7.10.1957 in Niebüll/Nordfriesland), Professor für Finanzwissenschaft, setzt sich seit Jahren im Interesse der Versicherungswirtschaft für die private Altersvorsorge ein.
In seinen Vorträgen und Veröffentlichungen spricht sich Raffelhüschen als
scheinbar unabhängiger Rentenexperte stets für eine Förderung der privaten, kapitalgedeckten Rente zu Lasten der gesetzlichen Rentenversicherung aus. Seine Mandate bei Finanzdienstleistern, seine Vortragstätigkeit für Versicherungen, seine versicherungsnahen Studien und seine Tätigkeit für die Arbeitgeber-Lobbyorganisation INSM qualifizieren ihn jedoch eher als einen Interessenwahrer der Finanzwirtschaft als einen unabhängigen Wissensvermittler.

(...)

Verbindungen / Netzwerke

Quelle: [1]

Aufsichtsratsmandate

  • seit 11/2007 Aufsichtsrat der Augustinum gGmbH

  • seit 01/2006 Aufsichtsrat der ERGO-Versicherungsgruppe AG

  • seit 08/2005 Aufsichtsrat der Volksbank Freiburg eG

Quelle: [1]

(...)

 

FZG-Institut

Sein Forschungszentrum Generationenverträge-Institut an der Uni Freiburg wird u.a. vom Verband der Privaten Krankenversicherung mitfinanziert.[5]"

 

 

Forschungszentrum Generationenverträge

https://lobbypedia.de/wiki/Forschungszentrum_Generationenvertr%C3%A4ge

"Das Forschungszentrum Generationenverträge (FZG) ist ein der Versicherungswirtschaft nahestehendes Institut, das in seinen Studien und Stellungnahmen regelmäßig eine Förderung der privaten Altersvorsorge propagiert.
Das FZG wird
von Versicherungsunternehmen und der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) gesponsert. Die beiden Vorstandsmitglieder haben enge Beziehungen zur Versicherungswirtschaft: Bernd Raffelhüschen ist Aufsichtsrat der ERGO-Versicherungsgruppe und hochbezahlter Referent von Finanzdienstleistern.[1] Günther Knortz ist ein ehemaliges Vorstandsmitglied der Ergo-Versicherungsgruppe. Raffelhüschen ist außerdem Botschafter der INSM. Neben der Versicherungswirtschaft profitieren auch die Arbeitgeber von einem Abbau der gesetzlichen Renten- und Pflegeversicherung, da sie diese - im Gegensatz zur kapitalgedeckten Altersvorsorge - mitfinanzieren."

 

 

Deutsche Immobilien-Akademie (DIA)

https://www.dia.de/de/492/Demografie.html
"Deutsche Immobilien-Akademie (DIA) an der Universität Freiburg und Forschungszentrum Generationenverträge (FZG) gründen Forschungskooperation „DIA-Forschungsstelle für Demografie, Wohnungspolitik und Generationenverträge (DIA-DEM)."

Deutschlands Bevölkerung schrumpft und vergreist.“ heißt es auf der Website. Solche Formulierungen deuten eher auf Panikmache hin denn auf seriöse wissenschaftliche Arbeit.

 

 

Deutsches Institut für Altersvorsorge (DIA)

https://lobbypedia.de/wiki/Deutsches_Institut_f%C3%BCr_Altersvorsorge
Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) ist eine von der Deutschen Bank und ihren Tochterfirmen finanzierte Einrichtung, die sich auf ihrer Website als "Denkfabrik zur Stärkung der privaten Altersvorsorge" bezeichnet.[1]

In den Medien werden beim Thema "Gesetzliche Rentenversicherung" oft Studien des DIA herangezogen, ohne den Hinweis auf die dahinterstehenden Geldgeber und Interessen zu nennen. Das Interesse der Banken- und Versicherungsbranche ist naturgemäß eine Ausweitung der Geldanlage in ihre Altersvorsorgeprodukte. Als Autoren tauchen dabei immer wieder Bernd Raffelhüschen und Meinhard Miegel auf.“

12/19

 


Bitte kommentieren Sie jetzt:

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 17
  • #1

    Rainer (Dienstag, 07 Januar 2020 13:30)

    Kleine Anmerkung zu Macron:
    "Im sozialen Bereich gab es zahlreiche Kürzungen, unter anderem beim Wohngeld für ärmere Menschen. Auf der anderen Seite setzte er niedrigere Steuersätze für Unternehmen durch, während die Angestellten keine Gehaltserhöhungen bekommen sollen. Die Vermögenssteuer wurde gekürzt. Sein sozialistischer Vorgänger François Hollande bezeichnete Macron einmal als den Präsidenten der „Superreichen“ – und so empfinden ihn viele in Frankreich."
    https://www.tagesspiegel.de/politik/frankreichs-praesident-mit-grossen-problemen-die-strahlkraft-des-emmanuel-macron-verblasst/22977584.html

  • #2

    Jean-Lück (Dienstag, 07 Januar 2020 14:16)

    Hier ein recht langer, aber informativer Artikel zur französischen Rentenreform. Einige Auszüge:

    „... Der Plan ist, den Rentenfonds die Ersparnisse der Beschäftigten zuzuschanzen, welche diese wiederum für die Beitragszahler auf dem Kapitalmarkt anlegen sollen. Das ist umso verantwortungsloser, da die Zinsen derzeit niedriger als die Inflationsrate sind, sodass die zu erwartenden Auszahlungen später nicht einmal den eingezahlten Betrag decken würden. Gewinne können die Verwalter der eingezahlten Beträge also nur mit Spekulationen auf dem Aktienmarkt machen. Aber da ist der nächste Schwarze Freitag so sicher wie das Amen in der Kirche. Dann ist alles futsch. Aber was soll’s, es wird getanzt, so lange die Musik spielt. Die Aktionäre der Rentenfonds kassieren ihre Dividenden, die Vermittler kassieren ihre Provisionen und beim letzten Walzer macht man sich vom Acker. Schuld ist dann der Markt gewesen. Pech für die Rentner.
    ...
    Am 17. Oktober 2017 beauftragte Premier Philippe einen Ausschuss für öffentliche Maßnahmen 2022 (Comité action publique 2022) [8] mit etwa 30 Experten mit der Arbeit an einer Staatsreform. Zu seinen Mitgliedern gehört Jean-François Cirelli. Cirelli, wie Delevoye auch ehemaliger Mitarbeiter und Berater von Präsident Chirac, f o r d e r t d e n Z u g a n g v o n H e d g e f o n d s z u r R e n t e n v e r s i c h e r u n g. Cirelli und Delevoye sind gute Bekannte seit der Zeit ihrer Tätigkeit für Chirac. Jetzt arbeiteten sie wieder gemeinsam an einem Projekt, diesmal für Macron.
    ...
    Die im PACT-Gesetz enthaltenen Regelungen zum PER können durchaus als Vorbereitung zur Durchsetzung des Gesetzes zur Rentenreform angesehen werden. Die Branche der privaten Rentenversicherer rechnet mit z u s ä t z l i c h e n 1 0 0 M i l l i a r d e n € Einnahmen in den nächsten 4 Jahren.
    Auch B l a c k R o c k jubelt, da das PACT-Gesetz es ermöglicht hat, eine Reihe von Maßnahmen zu integrieren, die die Entwicklung von insbesondere von BlackRock verkauften Altersvorsorgeprodukten fördern. Das PACT-Gesetz sei ein guter Plan zur Altersvorsorge, schreibt BlackRock auf seiner Webseite. [12] Es wird dort bedauert, dass die Franzosen ihr Geld lieber aufs Sparbuch legen oder in Lebensversicherungen investieren statt in private Rentenversicherungen. Dieser Markt sei durchaus ausbaufähig und das PACT-Gesetz gehe dafür in die richtige Richtung. ... Zudem wird eine Zwangseinschreibung der Arbeitnehmer bei den neuen Versicherungen sowie eine zwangsweise Rentenberatung für jeden alle 5 Jahre vorgeschlagen. ...“ https://www.nachdenkseiten.de/?p=57476

  • #3

    Mattes (Montag, 13 Januar 2020 12:45)

    Kritischer Beitrag aus der Zeit:
    "... Innenpolitisch hat Macron alle arbeitgebernahen Versprechen eingelöst, aber nahezu alle umweltpolitischen und sozialen abgesagt. ... Aus seiner Nähe zum Kapital und zur "Start-up-Nation", die er gerne hätte, macht Macron kein Geheimnis. ... Hinzu kommt, dass der Präsident seine sozialen und ökologischen Versprechen gebrochen hat. ... Landesweit glauben laut einer Umfrage 80 Prozent aller Franzosen, dass es ihnen unter der Regierung Macron schlechter geht und auch künftig schlechter gehen wird. Seine Anhänger hingegen sind die überdurchschnittlich Wohlhabenden. ... Auch seine Mitarbeiter sind dem großen Geld nahe und prekären Familien fern. ... Tatsächlich hat Macrons wirtschaftsliberale Politik nahezu alle Menschen auf die Straße gebracht. ... Die Reaktion des Präsidenten: die Aufständigen mit Tränengas, Knüppeln und in Deutschland verbotenen Gummigeschossen von der Straße fernzuhalten. Die Polizeigewalt hat inzwischen dazu geführt, dass mindestens 25 Menschen an einem Auge erblindet sind und viele weitere für ihr Leben verstümmelt. Sowohl die Vereinten Nationen, die EU-Menschenrechtskommissarin als auch Reporter ohne Grenzen kritisieren scharf die autoritäre, brachiale Reaktion.
    ...
    Diese elitäre Denkweise hat auch die Gewerkschaften gegen ihn aufgebracht, selbst die Reformer unter ihnen. Macron hatte in den zwei Jahren der Kompromisssuche nicht erwähnt, dass er das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 Jahre anheben will. Ohnehin ist das französische Rentensystem nicht defizitär. Woher also die Eile? Macrons Argument, die rund 40 französischen Rentensysteme müssten vereinheitlicht werden, geht am Arbeitsalltag vieler Menschen vorbei und erinnert an das Steuerkonzept des CDU-Politikers Friedrich Merz, das auf einen Bierdeckel passen sollte. Wieso soll eine Zugführerin, die jahrzehntelang Nachtschichten mit einem Aufschlag von einem Euro pro Stunde schiebt, genauso spät in Rente gehen wie ein Sachbearbeiter im Rathaus? Wieso sollten Lehrer, die schon jetzt nur rund zwei Drittel des Gehaltes deutscher Pädagoginnen erhalten, eine Rente akzeptieren, die sie mehrere hundert Euro pro Monat kostet?
    ...
    Macron hat, anders als das Wunschbild, nicht die Populisten im Frankreich bekämpft, sondern stärker gemacht. Marine Le Pen steht heute mit Macron gleichauf im ersten, im zweiten Wahlgang liegt sie bei 45 Prozent, also in greifbarer Nähe zur Macht. Das ist die eigentliche Gefahr für Frankreich und Europa, die von seiner wirtschaftsliberalen Politik ausgeht. Wenn Macron keine Ideen und keinen Willen hat, die gefühlt oder tatsächlich vernachlässigten Menschen zu befrieden, hilft er den Rechtspopulisten an die Macht.
    ...
    https://www.zeit.de/politik/2020-01/emmanuel-macron-frankreich-gelbwesten-rentenreform-protest-demonstrationen

  • #4

    Gerda (Sonntag, 19 Januar 2020 14:46)

    Zu Blackrock:

    "War BlackRock nun in Washington und London bestens vernetzt, fehlte noch der Rest Europas. Und welcher Ort eignet sich besser dafür als das Herz des europäischen Lobbydschungels - Brüssel? Nach Angaben der lobbykritischen Nichtregierungsorganisation LobbyControl ist BlackRock heute laut EU-Lobbyregister eines der Unternehmen mit den meisten Treffen ihrer Lobbyisten und Lobbyistinnen mit EU-Vertretungen.
    ...
    Im Januar 2017 hatte Larry Fink vor einem voll besetzten Saal der Deutschen Börse dem aufmerksamen Publikum seine Vorstellungen von der Zukunft der Altersvorsorge in Europa erklärt. Paulo Pena und Harald Schumann vom Rechercheteam Investigate Europe dokumentierten dieses Treffen später für die Wochenzeitung der Freitag.4 In Europa und "ganz besonders in Deutschland" seien die Bürger bei ihrer Altersvorsorge "übermäßig abhängig von den staatlichen Renten". Die staatlichen Renten könnten allerdings "nicht mehr das Einkommen bieten, das sie für ihr längeres Leben benötigen« und die private Altersvorsorge sei »unterentwickelt".
    Daher forderte der BlackRock-Chef die Regierungen auf, in "Zusammenarbeit mit den Unternehmen eine langfristige, ganzheitliche Strategie" zu verfolgen. Um die Menschen zur Geldanlage in Aktienprodukte zu motivieren, sei jedoch eine gesetzlich garantierte Mindestverzinsung privater Altersvorsorgeprodukte, wie sie beispielsweise für Kapitallebensversicherung gilt, hinderlich. Derartige Garantien sollten doch besser auf wenige ganz bestimmte Produkte beschränkt werden - und dies natürlich europaweit. Lieber solle man "den europäischen Sparern (…) zuverlässige Daten und die Anleitung, wie man investiert und für die Zukunft plant", in die Hand geben, so Fink.
    ...
    Nicht nur das Modell des PEPP, sondern auch die Argumente, mit denen das Modell von Valdis Dombrovskis propagiert wurde, gleichen 1:1 dem Vorschlag, den Larry Fink ein halbes Jahr zuvor in Frankfurt präsentiert hatte. ...
    Und Dombrovskis - oder sollte man lieber sagen Larry Finks? - PEPP-Modell konnte auch die parlamentarische Hürde nehmen. ..."
    https://www.heise.de/tp/features/BlackRocks-Angriff-auf-die-Rente-4635767.html

  • #5

    Gerda (Sonntag, 19 Januar 2020 15:01)

    Einen hab ich noch:

    Altersvorsorge, Lebensversicherung, PEPP, ...:

    "Wer auch immer sich durchsetzt, der Verlierer wird der Endverbraucher sein. Denn es läuft darauf hinaus, dass es entweder ein Produkt geben wird, bei dem die Kosten allenfalls die Gewinne der Versicherungskonzerne explodieren lassen, das aber ihm zumindest eine Rückzahlung der Beiträge sichert, oder ein Produkt, das zwar preiswert und chancenreich ist, im Falle von Finanzmarktturbulenzen aber auch komplett wertlos werden kann und die Gewinne von BlackRock und Co. explodieren lässt. Sie haben die Wahl!"
    https://www.heise.de/tp/features/Beitragsgarantie-fuer-Lebensversicherungen-ist-fuer-die-Finanzkonzerne-ein-Klotz-am-Bein-4641356.html

  • #6

    Waltraud (Mittwoch, 05 Februar 2020 13:11)

    Die Rentenreform in Frankreich:
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=57476
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=58249
    EIne Menge Stoff, lohnt sich aber ...

  • #7

    Waltraud (Freitag, 06 März 2020 14:24)

    „Überraschungscoup in Frankreich

    Die Drohung lag schon lange in der Luft. Überraschend war eigentlich nur der Zeitpunkt. Am Samstagabend, 29. Februar, beschloss der Ministerrat die Anwendung von Artikel 49.3 der französischen Verfassung, um die Diskussionen im Parlament über das Gesetzesprojekt zur Rentenreform in erster Instanz zu beenden. Von Marco Wenzel.

    Eigentlich war der Ministerrat an diesem Samstag zu einer Krisensitzung einberufen worden, um über Gegenmaßnahmen zur Ausbreitung des Krankheitserregers Covid-19 zu beraten. Keiner hatte damit gerechnet, dass das Kabinett dort auch beschließen würde, die Karte des Art. 49.3 der Verfassung aus der Tasche zu ziehen.
    ...
    Dabei hatte schon der Staatsrat Ende Januar bemängelt, dass er wegen der herrschenden Eile „nicht die Zeit zum Nachdenken hatte, die notwendig ist, um die bestmögliche Rechtssicherheit“ für die Reform zu gewährleisten. Es könnte demnach sogar sein, dass das Projekt im Nachhinein vom Verfassungsgericht als verfassungswidrig erklärt werde.
    ...
    Dabei wäre eine Rentenreform angesichts des Wirrwarrs von 42 verschiedenen Systemen ja nicht einmal so unvernünftig gewesen. Die Umwandlung in ein universelles, gerechtes System macht durchaus Sinn. Im Grunde ist es eine sozialdemokratische Reform, die von rechten Technokraten und Politikern falsch umgesetzt wurde und so zum Fiasko führte.
    Kaum eine FranzösIn wird heute für sich etwas anderes als eine Rentenkürzung von dieser „Reform“ erwarten können.
    ...
    Der Rückgriff auf den Ausnahmeparagrafen 49.3 ist das Eingeständnis der Regierung, dass das von den meisten FranzösInnen ablehnte Rentenreformgesetz nur mit diesem fragwürdigen, undemokratischen Hebel gerettet werden kann.
    ...
    Auch in den Augen von manchen Funktionsträgern in der Partei von Macron scheint einiges aus dem Ruder zu laufen. Am Samstag, nach der Verkündung von Philippe im Parlament, verließ Senator Amiel die LREM. „Es hat eine Reihe von Fehlern gegeben, die sehr, sehr ungünstig für flüssige Regierungsmaßnahmen waren. Das Ende ist 49.3, an einem Samstagabend inmitten eines Coronavirus-Ausbruchs, fast hinterhältig“, sagte er. Zudem verließen zwei Abgeordnete die Partei.
    ...“
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=59086

  • #8

    Walter (Sonntag, 09 August 2020 06:13)

    Interessant:

    "... Kann man verordnen, den Lebensunterhalt im Alter einfach zu halbieren? Man kann - und mehr als das! Die Altersversorgung in Deutschland nimmt einen dramatischen Verlauf. Ebenso dramatisch ist die Nichtwahrnehmung dieser katastrophalen Entwicklung in der Öffentlichkeit
    ...
    Zum Vergleich die Entwicklung des österreichischen Rentenniveaus, das bei Neueintritt durchgehend 92% beträgt/betragen wird und zu einer Nettorente von 1840 € führt.
    ...
    Die Therapie könnte so einfach und transparent sein. Sie ist aber nicht gewollt, weil die Interessen der Versicherungen und der Finanzkonzerne einer Gesundung der gesetzlichen Rente diametral entgegenstehen. Sie haben derzeit etwa eine Billion Euro für private Alterssicherungen auf ihren Konten und machen damit prächtige Gewinne. Das Geschäftsfeld soll erweitert werden. Eine Billion Euro (nur in Deutschland), dafür lassen sich etliche Millionen für die politische "Landschaftspflege" locker machen. Die finanzierten Think Tanks, Lobbyisten, einschlägigen Politiker, "Wissenschaftler" und besonders engagierte Medienvertreter beherrschen offensichtlich Politik und öffentliche Wahrnehmung.
    ...
    In Frankreich will die Regierung in den deutschen Weg der Altersversorgung einschwenken. Auch dort ist von Beitrags- und Leistungsbegrenzung, einer Umstellung auf ein Entgeltpunktesystem und einem stärkeren Einstig von Finanzinvestoren die Rede. Macron will dieses Rentensenkungsprogramm nach der Corona-Pause weiter durchziehen. Hoffentlich erlebt er nach dem aufständischen Winter einen heißen Herbst.

    Und hoffentlich gelingt es dann in Deutschland, uns von dem französischen Widerstands-Virus infizieren zu lassen. Das Renten-Thema ist schon lange ein europäisches Thema. Black Rock, Allianz und Co. betreiben seit längerem Lobbyarbeit auf höchstem Niveau. Der Verordnungsentwurf über ein "Paneuropäisches Privates Pensionsprodukt" (PEPP) kursiert seit Juni 2019 in den zuständigen EU-Gremien (Aktien als Heilmittel gegen Altersarmut und gegen das sinkende Rentenniveau? und Die Party braucht neuen Stoff! - CSU und Merz als willige Dealer)."
    https://www.heise.de/tp/features/Deutsche-Krankheit-Die-Rentenschwindsucht-4859738.html

  • #9

    Wanda (Freitag, 20 November 2020 14:09)

    Es gibt Neuigkeiten:

    "Noch mehr Indizien: Schröders Rentenreformen waren ein Reinfall

    Was hat man uns nicht alles versprochen beim massiven Umbau der Rente unter Gerhard Schröder. Nun wird immer klarer: Die privaten Anbieter liefern nicht das, was sie damals beteuert haben. Jetzt gibt es neue Hiobsbotschaften, nachdem vor einer Woche bereits Schröders Berater Bert Rürup das Scheitern der Privatrente verkündet hat.

    Fast wöchentlich tauchen gerade neue Indizien auf, dass die private Rente in der Krise ist: Vor zwei Wochen haben wir auf Freiblatt analysiert, dass es ein Alarmzeichen ist, wenn die Allianz keine Verträge mehr anbieten will, bei denen zumindest die Rückzahlung der eingezahlten Beträge garantiert ist. Vor einer Woche haben wir darauf hingewiesen, dass nun selbst Bert Rürup beklagt, der Plan "eine flächendeckende private Altersvorsorge zu organisieren" sei "gescheitert." Und diese Woche gibt es weitere Indizien, dass Schröders schöne neue Rentenwelt nicht funktioniert: Nach der Nummer 1, der Allianz, hat ein zweiter Topversicherer verkündet, dass er sich von 100-prozentigen Beitragsgarantie verabschieden will: Die Ergo-Versicherung.

    Andere Versicherer haben den Verkauf von Garantieprodukten sogar bereits eingestellt. Wenn man einen Vertrag ohne Garantie abschließt, kann man nach jahrzehntelanger Beitragszahlung nicht sicher sein, dass der Lebensversicherer im Alter zumindest so viel auszahlt, wie man zuvor eingezahlt hat.

    Das sind Versicherungen, die keine Sicherheit bieten. Wozu bitte soll das gut sein?

    Ähnlich traurig sieht es bei den Betriebsrenten aus, dem zweiten Teil aus dem Rentenreformbaukasten, den Schröder und Riester uns vor 20 Jahren angedient haben. Fast die Hälfte der deutschen Beschäftigten hat im Moment keinen Anspruch auf eine Betriebsrente. Von rund 33 Millionen versicherungspflichtigen Beschäftigten haben nur knapp 18 Millionen eine Anwartschaft auf eine Betriebsrente erworben.

    Und es ist meist auch nicht der Betrieb, der für die "Betriebsrente" sorgt: Bei den meisten Verträgen, die nach der Jahrtausendwende geschlossen worden sind, finanzieren die Versicherten ihre spätere Zusatzrente überwiegend mit eigenen Einzahlungen. Entgeltumwandlung nennt man das. Meist ist das ein schlechtes Geschäft, da später im Rentenalter kräftig Steuern und Abgaben zu zahlen sind, was man den Kunden bei Vertragsschluss entweder nicht oder doch nicht so deutlich sagt. Auch nicht, dass durch diese Form der Betriebsrente die Zahlungen der gesetzlichen Rentenkasse deutlich geringer ausfallen werden.

    Jetzt zeigt sich noch ein weiteres Indiz, dass die Betriebsrente nicht so funktioniert wie versprochen: Die Pensionskassen, über die diese Form der Altersvorsorge sehr oft abgewickelt wird, schwächeln massiv. Vor wenigen Tagen bestätigte der obersten Versicherungsaufseher das erschreckende Ausmaß: 36 Pensionskassen können ihre vertraglichen Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden möglicherweise nicht dauerhaft erfüllen. So Dr. Frank Grund von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht auf der Handelsblatt-Jahrestagung bAV. Bereits heute werden den Versicherten und Rentnern mehrerer Pensionskassen die Leistungen gekürzt, bei der Hohner-Firmenpensionskasse, der Kölner Pensionskasse, der Caritas-Pensionskasse und der Steuerberater-Versicherung. (...) https://www.freiblatt.de/Riester_Update.php

  • #10

    Die Riester-Rente ist tot – es lebe die Risiko-Rente! (Dienstag, 09 März 2021 12:32)

    "... So kann die laufende Kampagne der Finanz- und Versicherungskonzerne auf den Punkt gebracht werden. Rente aus Aktien- und Investmentvermögen ist die nächste rentenpolitische Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Politik und Medien flankieren und bereiten den Weg zum Durchbruch.

    Nach zwanzig Jahren erklären die Schöpfer und hartnäckigsten Betreiber der Riester-Rentenversicherung deren Scheitern. Die Bundesregierung hat geplante Riester-Reformen gestoppt.

    Seit 2001 haben 16 Millionen Menschen in Riester-Verträge gespart (1). Sie sind in ihren Verträgen gebunden, egal wie katastrophal die weiteren Aussichten sind. Die Verträge nicht mehr zu bedienen oder gar zu kündigen würde sehr teuer werden. Verluste bis zu etlichen tausend Euro wären die Folge.

    16 Millionen sind betrogen, …

    16 Millionen stehen im Regen, sie sind hinters Licht geführt und betrogen worden. Kümmert es die Verantwortlichen in der Politik? Sie sollten sich verantwortlich fühlen, weil sie das „Riestern“ regelrecht gepredigt haben und bis heute über 50 Milliarden Euro Steuergelder in das für Versicherte marode Versorgungswerk versenkt haben.

    Ihre Hoffnung folgt wohl der Verszeile von Hans Scheibner: „Das macht doch nicht, das merkt doch keiner!“ Bis jetzt scheint das aufzugehen. Die öffentlichkeitsbeherrschenden Medien sehen kein gesellschaftspolitisches Problem oder gar einen Skandal. Im Gegenteil sie begleiten den seit einigen Jahren absehbaren groß angelegten Strategiewechsel in der Privatvorsorge hin zu Risikokapital kritiklos. Wenn berichtet wird, dann so gut wie immer zustimmend, häufig auch direkt propagierend (hier).

    … aber es fehlen noch 24 Millionen zum vollendeten Betrug.

    Nach dem Willen des Gesetzgebers 2001 sollten rund 40 Millionen Menschen privat vorsorgen. 24 Millionen von ihnen konnten offensichtlich nicht überzeugt werden. An das Aufbrechen dieser „Blockaden“ wird seit Jahren gearbeitet. Dabei fallen auch personelle Kontinuitäten auf. Hier ein paar Meilensteine: (...)" http://www.seniorenaufstand.de/die-riester-rente-ist-tot-es-lebe-die-risiko-rente/

    Das Weiterlesen lohnt sich. Schockierend, was sich da abspielt. Absolut Asozial.

  • #11

    Es lebe die Risiko-Rente! (Sonntag, 14 März 2021 07:07)

    "Die Riester-Rente ist tot - es lebe die Risiko-Rente!
    13. März 2021 Reiner Heyse
    Strategiewechsel: Rente aus Aktien- und Investmentvermögen. Politik und Medien flankieren und bereiten den Weg zum Durchbruch. "Das macht doch nichts, das merkt doch keiner"?

    Nach zwanzig Jahren erklären die Schöpfer und hartnäckigsten Betreiber der Riester-Rentenversicherung deren Scheitern. Die Bundesregierung hat geplante Riester-Reformen gestoppt. Seit 2001 haben 16 Millionen Menschen in Riester-Verträge gespart.1 Sie sind in ihren Verträgen gebunden, egal wie katastrophal die weiteren Aussichten sind. Die Verträge nicht mehr zu bedienen oder gar zu kündigen, würde sehr teuer werden. Verluste bis zu etlichen Tausend Euro wären die Folge.

    16 MILLIONEN SIND BETROGEN ...

    16 Millionen stehen im Regen, sie sind hinters Licht geführt und betrogen worden. Kümmert es die Verantwortlichen in der Politik? Sie sollten sich verantwortlich fühlen, weil sie das "Riestern" regelrecht gepredigt haben und bis heute über 50 Milliarden Euro Steuergelder in das für Versicherte marode Versorgungswerk versenkt haben.

    Ihre Hoffnung folgt wohl der Verszeile von Hans Scheibner: "Das macht doch nichts, das merkt doch keiner!" Bis jetzt scheint das aufzugehen. Die öffentlichkeitsbeherrschenden Medien sehen kein gesellschaftspolitisches Problem oder gar einen Skandal. Im Gegenteil: Sie begleiten den seit einigen Jahren absehbaren groß angelegten Strategiewechsel in der Privatvorsorge hin zu Risikokapital kritiklos.

    Wenn berichtet wird, dann so gut wie immer zustimmend, häufig auch direkt propagierend (Panorama verliert jeden journalistischen Anstand).

    … aber es fehlen noch 24 Millionen zum vollendeten Betrug

    Nach dem Willen des Gesetzgebers 2001 sollten rund 40 Millionen Menschen privat vorsorgen. 24 Millionen von ihnen konnten offensichtlich nicht überzeugt werden. An das Aufbrechen dieser "Blockaden" wird seit Jahren gearbeitet. Dabei fallen auch personelle Kontinuitäten auf. Hier ein paar Meilensteine: (...)"
    https://www.heise.de/tp/features/Die-Riester-Rente-ist-tot-es-lebe-die-Risiko-Rente-5077699.html

    Gruselig!!!

  • #12

    Rudi (Donnerstag, 13 Mai 2021 14:25)

    Jetzt (eigentlich laufend) wird wieder eine Anhebung der Lebensarbeitszeit angeregt. Mal davon abgesehen, dass Verschlechterungen auch für zukünftige Generationen gelten, die man angeblich nciht belasten will, gilt es dabei auch dieses zu berücksichtigen:

    "Für viele bedeutet die Ausdehnung der Lebensarbeitszeit: Sie haben de facto nichts von der Rente, denn sie sterben frühzeitig. Das Bundesinnenministerium hatte auf eine Frage der Linken geantwortet, dass 17 Prozent aller Verstorbenen nicht das 67. Lebensjahr erreicht hätten. 14,4 Prozent wurden noch nicht einmal 65 Jahre alt. Würde das Rentenalter auf 69 Jahre angehoben, dann erreichte es fast jeder Fünfte nicht mehr."
    https://www.heise.de/tp/features/Wenn-Neoliberale-den-Begriff-Generationengerechtigkeit-kapern-6045550.html

  • #13

    Wer wird schon 140 Jahre alt? (Samstag, 15 Mai 2021 16:39)

    "Die Riester-Rente ist diese Woche 20 Jahre alt geworden, und keinem ist nach Feiern zumute: der Politik nicht, Verbraucherschützern nicht, selbst die Versicherungsbranche bläst Trübsal. Vorneweg die Kunden strafen den Jubilar mit Liebesentzug und kehren dem Produkt in Massen den Rücken. Von einst über 20 Millionen Abschlüssen sind noch 16,5 Millionen übrig, wovon ein Fünftel ruhend gestellt ist, also nicht mehr bespart wird. Wer so verfährt, rettet immerhin seine bis dahin erhaltenen Zulagen und Steuervorteile. Wer komplett kündigt, muss das Geld zurückerstatten.
    (...)
    Tatsächlich wirft das Altersvorsorgeprodukt für eine Vielzahl an Kunden seit langem nur kümmerliche Renditen, mithin sogar Verluste ab, während die Gebühren für Vermittlung und Verwaltung enorm zugelegt haben. Treiber der Entwicklung ist die anhaltende Null- und Niedrigzinsphase. Was die Anbieter nicht an den Finanzmärkten an Profit erwirtschaften, luchsen sie ihrer Kundschaft mit überhöhten Provisionen ab. Nach einer vom Verein Finanzwende Ende 2020 veröffentlichten Auswertung von 65 am Markt gängigen Produkten wird im Schnitt jeder vierte über Beiträge und Zulagen eingezahlte Euro von Gebühren aufgefressen. Im Fall einer Police der Versicherungsgruppe Alte Leipziger sind es sogar 38 von 100 Euro.
    (...)
    BdV-Sprecher Kleinlein sieht hier ein System staatlich alimentierten Betrugs am Werk. Der gelernte Versicherungsmathematiker hatte vor einem Jahr enthüllt, dass die Unternehmen bei Produkten der Sorte Riester oder Rürup mit biblischen Lebenserwartungen in der Größenordnung zwischen 100 bis 150 Jahren kalkulieren, so die Rentenfaktoren und damit die monatlichen Auszahlungen zu Lebzeiten zu minimieren. Segnet der Betroffene Jahrzehnte früher das Zeitliche, worauf Verlass ist, behält der Versicherer die nicht ausgezahlten Renten als »Risikogewinne« für sich. So hantiere etwa der Marktführer Allianz gleich mit diversen Faktoren und unterstelle zum Teil ein Erdendasein von über 140 Jahren.
    (...)
    Sowohl von dieser Masche als auch den überteuerten Gebühren will die Bundesregierung keine Kenntnis haben. Im Rentenversicherungsbericht 2020 veranschlagt sie Kosten für einen fiktiven Riester-Vertrag von zehn Prozent des Sparbetrags, unterschätzt die Belastungen also um Längen.
    (...)"
    Ich hab so ein DIng zum Glück nie abgeschlossen!

  • #14

    GeGenerationenbetrug statt Generationengerechtigkeit (Samstag, 15 Mai 2021 16:50)

    Ich hab auch noch einen:

    "Die heute Jungen sollen deutlich mehr Jahre arbeiten. Sie sollen weniger gesetzliche Rente bekommen und sie sollen zur Börsen-Casino-Rente gezwungen werden. ...

    Was passiert ist Folgendes: Die geburtenstarken Jahrgänge (Babyboomer) gehen zwischen 2023 und 2034 in Rente. Der Altersversorgungsaufwand aus der gesetzlichen Rente würde sich bei schlechter Prognose bis zum Jahr 2040 um 21 Prozent oder nach heutigen Werten um 70 Milliarden Euro erhöhen. Zweifellos wäre das eine Mehrbelastung. "Untragbar" schreit der neoliberale Mainstream. Um das tragbar zu machen, soll bis 70 und mehr gearbeitet werden und verbindlich privat vorgesorgt werden.

    Und wer soll länger arbeiten und zusätzlich mehr Lohnanteile für Privatvorsorge aufbringen? Die jüngeren Generationen! Wer denn sonst? Das als Entlastung zu behaupten ist dreist und verlogen - es ist Betrug. Und der ist offensichtlich: In den Zeiträumen, in denen die "Babyboomer" in Rente gehen, also altersversorgt werden müssen, sollen die arbeitenden Jahrgänge das Schultern und zusätzlich zu dieser Belastung noch erhebliche Teile ihres Einkommens für Privatvorsorge abgeben.

    Nicht ein Cent dieser Sparbeträge wird zur Lösung des Babyboomer-"Problems" beitragen können. Wenn die jetzt Jungen dann in Rente gehen (20 bis 40 Jahre später) sind die Babyboom-Jahrgänge längst nicht mehr am Leben.
    ...
    Die Erzählung von der demografischen Katastrophe wird seit über 30 Jahren aufgebaut. Die verwendeten Prognosen haben sich durchgängig als falsch herausgestellt. In der Grafik dargestellt ist die Prognos-Prognose von 1987, die als Mutter der Demografie-Katastrophen-Behauptungen angesehen werden kann. Prognos berechnete daraus einen Rentenversicherungsbeitrag von 40 Prozent im Jahr 2030 und setzte damit die politischen Entscheidungsträger in Wallung.

    Im Vergleich dazu die 12. und die 14. Bevölkerungsvorausberechnung von destatis. Die Prognosefehler sind unglaublich hoch. Schon die zehn Jahre zwischen der 12. und der 14. Prognose zeigen für 2020 einen Vorhersagefehler von 4,5 Millionen Einwohnern auf.
    ...
    Rente mit 67 ab 2030? Kommt in dem Gutachten nicht vor. Dafür nehmen die beauftragen Institute in ihren Berechnungen schon mal das Alter von 75 Jahren in den Fokus. (Siehe Anmerkung 1)
    ...
    Die maximalen Mehrausgaben wären im Jahr 2030 rund 27 Milliarden Euro und im Jahr 2040 etwa 70 Milliarden Euro. Wie könnten die finanziert werden? Da gibt es eine Reihe von Optionen. Hier sollen nur die wichtigsten Finanzierungspotentiale dargestellt werden: ..."
    Lesen lohnt sich:
    https://www.heise.de/tp/features/Generationenbetrug-statt-Generationengerechtigkeit-6044584.html

  • #15

    Das Billionen-Renten-Wahlversprechen (Montag, 20 September 2021 08:08)

    "Das ist keine Satire und keine Fake-News: CDU und CSU versprechen, sollten sie an die Regierung kommen, eine "Generationenrente". Aus Steuermitteln sollen Kinder bis zum 18. Lebensjahr 100 Euro monatlich auf ein Fondskonto überwiesen bekommen. Pro Jahr sind das 17 Milliarden Euro.

    In den kommenden Jahrzehnten werden so über 800 Milliarden Euro in Aktien- und Finanzmärkte gepumpt, bevor auch nur ein Euro zurückfließt. Ein sozial- und wirtschaftspolitisches Wahnsinnsprojekt!
    ...
    Es leben 13,8 Millionen Jugendliche unter 18 Jahren in Deutschland. Wenn jeder 100 Euro im Monat erhält, sind nach 18 Jahren 21.600 Euro auf das Rentenkonto eingezahlt. Der Staat übernimmt Jahr für Jahr eine Gesamtsumme von 16,6 Milliarden Euro für einen irgendwie gearteten "Generationen-Pensionsfonds".

    Der erste jetzt 18-Jährige geht mit 67 Jahren, also in 49 Jahren, in Rente. Dann befinden sich in dem staatlich gefütterten Rentenfonds 813 Milliarden Euro.

    Dabei wird es nicht bleiben, denn CDU/CSU kündigen unter der Überschrift "Private Vorsorge neugestalten" ein "Standardvorsorgeprodukt" an. "Dieses Produkt ist verpflichtend für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer…".

    Absicht ist also, dass nach dem 18. Lebensjahr weiter Geld in gewaltigem Umfang weggespart wird. Unterstellt, es würden weiterhin 100 Euro pro Monat vom 18. bis 67. Lebensjahr sein, würden aus Lohngeldern weitere 1,12 Billionen Euro auf den Fondskonten landen.

    Aus heutiger Sicht befänden sich dann im Jahr 2070 knapp 2.000 Milliarden, also zwei Billionen, Euro auf den Pensionskonten und erst danach würde ein Abfluss für Rentenleistungen erfolgen.
    ...
    Vermutlich bekommen selbst die hartgesottenen Vorstände der Finanzkonzerne Black Rock, Allianz und Co. bei diesen Zahlen feuchte Augen. Es wird ihre Aufgabe sein, mit diesen gewaltigen Summen zu "arbeiten" und dabei Jahr für Jahr wachsende Gebühren, Boni und Dividenden zu kassieren.

    Sozialpolitisch ist das die schrittweise Abgabe der Altersversorgung an den Aktien-Casino-Betrieb. Die Risiken sind gigantisch - wer kann auch nur erahnen, was in den kommenden 50 Jahren an politischen, ökonomischen und ökologischen Veränderungen, Umbrüchen oder Katastrophen geschehen wird.

    Fonds können zusammenbrechen, sich in Luft auflösen oder kräftig entwertet werden. Das hat die Geschichte der letzten 150 Jahre gelehrt und eine Konsequenz daraus war die Einführung der umlagefinanzierten Rente im Jahr 1957.

    Die CDU/CSU will die Sozialpolitik in die Zeit von vor 1957 zurückregieren. Sie ist da wahrlich nicht allein und die SPD-Grünen-Regierung hatte ja bereits seit dem Jahr 2000 mit dem Abbruch der gesetzlichen Rentenversicherung begonnen.
    ...
    Bei Realisierung der Rentenpläne würden riesige Summen aus dem Wirtschaftskreislauf herausgeleitet werden. Der sinkende Konsum würde Rezessionen provozieren bzw. verstärken.

    Die neoliberale Ideologie, dass Spargelder für Investitionen sorgen, hat sich in den letzten Jahrzehnten vielfach als Trugbild herausgestellt. Vielmehr hat sich bestätigt, dass fehlende Nachfrage zum Abbau von Produktions- und Dienstleistungskapazitäten führt.

    Die umgeleiteten Milliarden werden nach Lage der Dinge ausschließlich in die Finanzmärkte fließen und damit die Mega-Blase, die derzeit aufgepumpt wird, oder die folgenden Blasen enorm befeuern.
    ..."
    usw. GRUSELIG!!!

  • #16

    "Rente vor der Gicht" (1) (Montag, 23 Januar 2023 06:36)

    "Kerngegenstand der geplanten "Reform" ist eine Erhöhung des gesetzlichen Renten-Mindesteintrittsalters, das vor der "Reform" von 2010 (und seit den frühen 1980er-Jahren) noch 60 Jahre betrug, heute bei 62 liegt, in kurzen Schritten bis auf 64 im Jahr 2030.

    Die künftige gesetzliche Untergrenze, also 63 (ab 2026) respektive 64 (ab Anfang 2030), entspricht nicht dem deutschen "Renteneintrittsalter", das gerade schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben wird, wo es dann ab 2031 angesiedelt ist.

    Dieser oft angestellte Vergleich – der sowohl das deutsche als auch das französische Medienpublikum zu der Schlussfolgerung führen soll, dass Französinnen und Franzosen sich doch mal nicht so anstellen sollten, sie hätten doch immer noch Glück – ist schlicht falsch.

    Vielmehr entspricht die in Frankreich nun angepeilte Zahl 63 respektive 64 dem deutschen Alter für die Möglichkeit einer "Rente mit Abschlag" (oder mit potenziellem Abschlag, denn wenn mindestens 45 Beitragsjahre – eine hohe Zahl – vorliegen, dann entfällt dieser Abschlag. Eine Rente ohne Abschläge bei fehlenden Beitragsjahren gibt es in Frankreich schon jetzt erst ab 67.

    Ab dem Alter von 63 "darf" in Deutschland einen Rentenanspruch geltend machen, wer eine zweite Voraussetzung erfüllt und mindestens 35 Beitragsjahre aufweist, dann jedoch mit einem Abschlag von 3,6 Prozent pro Jahr des "vorzeitigen" Abgangs.

    Ähnlich, wenngleich nicht genau gleich, verhält es sich auch in Frankreich. Derzeit kann einen gesetzlichen Rentenanspruch geltend machen ("darf" also in Rente gehen), wer mindestens 62 Jahre alt ist, künftig wird diese Grenze bei 63 respektive 64 Jahren liegen – jedoch dann mit Abschlag gegenüber einer vollen Rente, wenn nicht alle geforderten Beitragsjahre vorliegen.

    Deren Zahl wiederum beträgt derzeit 41,5, ab 2027 dann aber 43. Die Abschläge, genannt décote, werden dabei pro fehlendes Beitragsjahr berechnet/erhoben und betragen pro Quartal 1,25 Prozent, das heißt pro Jahr fünf Prozent. Sie liegen also höher als in Deutschland.

    https://www.telepolis.de/features/Streiks-und-Sozialprotest-in-Frankreich-Millionen-gegen-Rentenreform-7467257.html

  • #17

    "Rente vor der Gicht" (2) (Montag, 23 Januar 2023 06:37)

    "Das Durchschnittsalter, bis zu dem Menschen auf ein Leben ohne körperliche Beeinträchtigungen rechnen dürfen, beträgt in Frankreich derzeit 62,7 Jahre bei Männern und 64,1 Jahre bei Frauen (der Unterschied erklärt sich aus einer anderen Beschäftigungsstruktur, mehrheitlich anderen Berufsfeldern).

    So geht es den Protestierenden vor allem darum, ihre Rente oder jedenfalls deren Anfänge noch ohne körperliche Beeinträchtigungen und Mobilitätsverlust genießen zu können. "Die Rente vor der Gicht" (La retraite avant l’arthrite), wurde dementsprechend auf einem Plakat am Donnerstag gefordert.

    Zahlreiche Rentnerinnen und Rentner in Frankreich sind in associations aktiv – dieser Oberbegriff würde im Deutschen einem Spektrum vom eingetragenen Verein über die Bürgeriniatitive bis zur Nichtregierungsorganiation (NGO) entsprechen. Diese Organisationen sind oft eher engagiert als vereinsmeierisch. Sie bieten Kindern Hausaufgabenhilfe, spielen Theater oder helfen Migrantinnen und Migranten beim Ausfüllen von Behördenpapieren.

    Wer körperliche Schwerarbeit leistet, soll allerdings den Reformplänen zufolge etwas früher einen Rentenanspruch geltend machen, kann das allerdings auch bisher schon aufgrund von Anrechnungsmechanismen für "Erschwernis-" oder "Härtekritieren" (critères de pénibilité). Bei der vorletzten "Reform", jener von 2010, waren solche Härteklauseln eingeführt worden.

    Vier der zehn Härtekriterien waren allerdings just unter dem seit 2017 amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron wieder abgeschafft worden, nachdem bereits zuvor der rechtssozialdemokratische Premierminister Manuel Valls (2014 bis 2016) deren Umsetzung wegen des "technischen Schwierigkeitsgrads ihrer Messung" vorläufig ausgesetzt hatte.

    Vier der zehn ursprünglich geplanten Kriterien wurden auf diese Weise abgeschafft: Das Tragen schwerer Lasten; körperschädigende Haltung am Arbeitsplatz; mechanische Schwingungen; und die Tatsache, schädlichen chemischen Substanzen (durch Dämpfe oder Staub) ausgesetzt zu sein.

    Die Regierung behauptet zwar, es dürfe auch weiterhin früher in Rente gehen, wer unter diese Kriterien falle, diese würden nur nicht mehr automatisch angerechnet, wie es ursprünglich geplant war (jedoch real nie stattgefunden hat).

    Konkret ist es jedoch nur möglich, den Abgang in die Rente vorzuziehen, wenn aufgrund eines der genannten vier Kriterien eine Berufskrankheit anerkannt und eine Arbeitsunfähigkeit in Höhe von mindestens zehn Prozent ärztlich attestiert wurde.

    Nur ist dann, wenn ein solches Attest vorliegt, der Körper bereits nachweislich kaputt. Wer sich das klar macht, versteht, dass die französischen Gewerkschaften dagegen Stellung beziehen."
    https://www.telepolis.de/features/Streiks-und-Sozialprotest-in-Frankreich-Millionen-gegen-Rentenreform-7467257.html