Das Laufband
Heut geh ich auf mein Laufband wandern
Für mich nur, ohne all die andern
Heut lass ich Lauftreff Lauftreff sein
Und laufe ganz für mich allein
Der Lauftreff: lautes frohes Schnacken
Gelächter, Rufe, Klicken, Klacken
Bald kommt das Schnaufen noch hinzu -
Vorbei ist's mit der Waldesruh
Dem Tiere ist solch Lärm suspekt
Klein-Bambi hat sich soo erschreckt!
Nun hofft es, dass sich jene Gruppe
Nicht gar als Jagdverein entpuppe
Ruuhig! Mama Bambi weiß es besser
Zwar ist der Mensch ein Allesfresser
Doch sucht er heute nichts zu beißen
Du musst Dich nur zusammenreißen!
Der Lauftreff klappert quakend weiter
Vorbei an jenem Waldarbeiter
Der - Motorsägenlärm gewöhnt -
Die Augen schließt und leise stöhnt
***
Ich aber - statt im Wald zu plauschen -
Will lieber Vogelstimmen lauschen
Die habe ich dank MP3
Auf meinem Laufband stets dabei
Nur wurmt's mich irgendwie im Bauche
Dass ich beim Laufen Strom verbrauche
Es scheint, dass in gewissem Grade
Ich selbst daheim der Umwelt schade
Ich komm - im Wald wie auch zuhaus -
Aus dem Dilemma kaum heraus
Und bleib wohl - wie man hieran sieht -
Der Welt ein steter Störenfried
Doch kann ich etwas Gutes tun:
Ich kann durch konsequentes Ruhn
Mich selbst an der Bewegung hindern
Und so die Entropie1 vermindern2
Und dann: im Sessel meditierend
Mein Nichtstun sorgsam reflektierend
Bin ich im Walde nicht zu hören
Und werd Klein-Bambi nie mehr stören
_____
1 Was wär nun jene Entropie?
Da ist zunächst mal Energie
Um die es hier sich scheinbar handelt -
Wenn die sich irgendwie verwandelt
Dann ist das nicht mehr reversibel ...
... Dies wiederum ist kompatibel
Mit ... hier - na - dings ... wie war das gleich?
Für jeden Energiebereich ...
...
Im Grunde ist das fast trivial
Erforscht es einfach selbst einmal
Wo? Nun, ich dachte, das sei klar
Zunächst bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Entropie
2 Das Universum ist in Not -
Ihm droht dereinst der Wärmetod!
Es wäre dann laut Theorie
Im Zustand höchster Entropie
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Der - dingens - genau - der Dikn (Sonntag, 12 Februar 2017 11:44)
Statt "Ruhig!" "Still!", so würd ich's machen,
ein Imp'rativ, schön kurz und knackich
- das mag ich
Tünn (Freitag, 17 Februar 2017 07:35)
Ein konstruktiver Vorschlag, mein lieber Der - dingens - genau - der Dikn.
Würde rhythmisch wunderbar passen.
Schimmert da eine gewisse dichterische Begabung durch?
Deine Lösung fände ich aber ein klein wenig zu streng.
Klein-Bambi ist ja ganz lieb, und seine Mama ist auch ganz lieb,
und die beiden haben sich ganz lieb, und Klein-Bambi macht ja
auch keinen Lärm, so daß es zur Ordnung gerufen werden müßte,
nein, es hat einfach Schiß und muß b e r u h i g t werden.
Dazu dient das "Ruhig". Ich habe es auf Deinen Einwand hin in
"Ruuhig" geändert. Das ist leider das Gegenteil von kurz und knackich,
wirkt aber auf Klein-Bambi hoffentlich noch etwas beruuhigender,
und darauf kommt es doch an, oder?
Didi (Sonntag, 19 Februar 2017 16:05)
Dass Bambi sich aufgrund eines liebevoll-betulichen "Ruuuhig" "zusammenreißen"
soll, watt ja durch den Vorgang des Sich-Erschreckens quasi schon erfolgt is, will mir denn
doch nicht in den Kopp (bzw. Bauch).
Tünn (Sonntag, 19 Februar 2017 16:21)
Hoffentlich schaut hier bei Gelegenheit mal ein Tierpsychologe vorbei.
„Klein-Bambi hat sich soo erschreckt!“, und nun zittert es vor Angst vielleicht
ein bißchen. Das „Ruuhig!“ soll es - klar: beruuhigen.
Ein ganz klein wenig Strenge schimmert aber auch durch. Eine Raubtiermama hätte
vielleicht zu ihrem Sprößling gesagt: „Gezz reiß Dich mal ein bißcken zusammen!“
Mama-Bambi ist dezenter, findet diesen ihrem unhinterfragbaren pädagogischen
Empfinden nach erforderlichen Hinweis aber offensichtlich angemessen.
Und wer sind wir, dieses ihr durch die Evolution in den Instinkt eingeimpfte Wissen
in Frage stellen zu wollen? Und denkt eigentlich mal jemand an den armen Poeten,
der sich ja auch irgendwo seine Reime zusammensuchen muß?