Die Botschaft

 

Du sagst zu mir:

Ich weiß

nun eins: und zwar

daß ich nichts weiß

Nur:

Will ich Deinen Satz versteh'n

So dreht mein Denken sich im Kreis

 

Denn eins und nichts sind niemals gleich

Das siehst Du sicher ein

Von daher kann wohl Deine These

Nicht ganz schlüssig sein

 

Sofern Du nur dies eine weißt -

Ist Dir auch klar, woher?

Denn wenn Du das zu wissen meinst

Dann weißt Du scheinbar doch noch mehr …

 

Ist Dir der Ursprung nicht bekannt -

Würd' man es trotzdem Wissen nennen?

Man sollt', um Wissen zu besitzen

Auch tunlichst seine Quelle kennen …

 

Doch dies ist letztlich ein Aspekt

Von ganz geringer Relevanz

Im Wesen nämlich sprüht Dein Spruch

Vor Weisheit, Witz und Eleganz

 

Ob paradox

Ob gar genial

Vielleicht auch beides?

Ganz egal

Wie schwer die Analyse war

Die Botschaft

Scheint mir ziemlich klar

 

03/15

 

 


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Kommentare: 11
  • #1

    Renate (Mittwoch, 13 Juli 2016 16:22)

    Hallo,
    Also ich finde dein Gedicht genial, der Schluss ist echt am besten, ist sehr gelungen!

  • #2

    Tünn (Mittwoch, 13 Juli 2016 16:48)

    Hallo Renate,
    Deine Antwort freut mich sehr.
    Wenn Dir das Gedicht gefällt, sind wir schon zu zweit ...

  • #3

    Gert (Mittwoch, 13 Juli 2016 16:57)

    Zu dritt Tünn, zu dritt sind wir! ;)

  • #4

    Martha (Mittwoch, 13 Juli 2016 17:22)

    Und jetzt sind wir schon vier ;)
    Gefällt mir.

    Lg
    Martha

  • #5

    Tünn (Mittwoch, 13 Juli 2016 17:50)

    Dank Euch allen.
    Wie heißt es doch:
    "Es hat erst angefangen
    Wir werden immer mehr"
    Tünn

  • #6

    Chris (Montag, 18 Juli 2016 14:07)

    Mit der Zeichensetzung - das steht Dir ja frei.
    Ich meine, sie hilft dem Verständnisfluß, z.B. im vorletzen Vers
    von "Die Botschaft": hinter Relevanz und Eleganz jeweils einen
    Punkt.
    Übrigens kommtt hier das Zitat von Sokrates zu kurz.
    Denn das "Ich weiß, dass ich nichts weiß", verweist auf die
    gedankliche Stille, wo kein gegenständliches Wissen mehr ist,
    gleichzeitig aber intuitive Erkenntnis:
    Summa scientia nihil scire est - das höchste Wissen ist das Nicht-Wissen.

  • #7

    Tünn (Montag, 18 Juli 2016 14:21)

    Hallo Chris,

    danke für die Hinweise, vor allem Sokrates betreffend.

    Nachdem ich mich letztens erstmals bewußt mit dem Thema Intuition befaßt hatte, fiel mir auf, daß insbesondere die Formulierung

    „Man sollt', um Wissen zu besitzen
    Auch tunlichst seine Quelle kennen …“

    fragwürdig sein kann. Ich war seinerzeit von dem traditionellen Begriff von Wissen als gerechtfertigter wahrer Meinung ausgegangen. Die Rechtfertigung spielt hier eine zentrale Rolle, und wenn man nicht weiß, woher sein Wissen stammt, wie soll man da gerechtfertigt sein? Mit der Intuition kommt ein neuer Aspekt ins Spiel.

    Andererseits soll auch die intuitive Erkenntnis nach Möglichkeit evaluiert oder verifiziert werden, was wiederum zu der angesprochenen Rechtfertigung führen kann. Und in diesem Zusammenhang wird vermutlich auch die Quelle des Wissens offengelegt. Selbst wenn ich mir den Geistesblitz, das Aha-Erlebnis nicht rational erklären kann, so werde ich als Forscher nun dem Sachverhalt auf den Grund gehen und mittels Analyse, Berechnung, Experiment, Logik, ... das Problem und die Lösung rational zu erklären versuchen.

    In bestimmten Bereichen (Psyche, Ethik, ...) wird man damit Schwierigkeiten haben. Aber selbst dann versucht zumindest der durchschnittliche westlich orientierte Mensch (und vor allem der Wissenschaftler), auch für z.B. ethische Normen Erklärungen wie gesellschaftliche Konventionen, Nützlichkeitserwägungen, ... zu finden, was auch wieder eine mutmaßliche Quelle für Wissen darstellen könnte.

    Die Interpretation, die Du gibst, gibst, ist für mich vollständig neu. Ich habe mich mit Sokrates nicht viel beschäftigt und kenne auch Platon fast nur aus Sekundärquellen. Nirgendwo ist mir aber bisher untergekommen, daß die Intuition für Sokrates eine wesentliche Rolle gespielt habe. Ich hatte immer eher den Eindruck, daß er mittels logischer Beweisführung der Bedeutung von Begriffen auf der Spur ist und dabei oft / meist? auf scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten zu stoßen scheint. Der nachfolgende Link geht auf die Frage explizit ein:

    https://books.google.de/books?id=tD58EWhsczMC&pg=PA250&lpg=PA250&dq=sokrates+intuition&source=bl&ots=Iy5ETP-cVe&sig=fKlUI0wV7VC_beM_f0JFoTJRW2E&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi5xtWG9PzNAhVL1SwKHccODDoQ6AEIKTAB#v=onepage&q=sokrates%20intuition&f=false

    Dennoch finde ich Deinen Hinweis interessant und bedenkenswert.

  • #8

    Chris (Freitag, 22 Juli 2016 11:26)

    Hallo Tünn,

    Du schreibst:

    "Selbst wenn ich mir den Geistesblitz, das Aha-Erlebnis nicht rational erklären kann, so werde ich als Forscher nun dem Sachverhalt auf den Grund gehen und mittels Analyse, Berechnung, Experiment, Logik, ... das Problem und die Lösung rational zu erklären versuchen."

    Ja, das ist auch mein Ansatz: die Intuition freilegen durch Meditation, danach reflektieren und ggf. verifizieren.

    Aber während der Meditation möglichst keine Gedanken. Übrigens eine gute Zeit zur Meditation ist morgens 8 Uhr:

    "Zeitgleiche Weltfriedensmeditation
    --------------------------------------
    Jeden Morgen 8.00 Uhr
    Manchmal sind wir frustriert, weil wir so wenig Einfluss nehmen können auf die desolaten Vorgänge auf unserem Planeten. Aber durch die Ausrichtung auf die mentale Stille in der synchronisierten Weltfriedensmeditation können wir nachweislich einen positiven Einfluss ausüben.
    Es ist die zeitgleiche Gemeinsamkeit, welche die Wirkung der Meditation potenziert und synergetische Gesetzmäßigkeiten auslöst. Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile! Wir schaffen eine win (persönlich), win (Gruppe), win (Menscheit) Situation. Je zahlreicher wir sind, desto stärker.
    Von solo zu sozial. Bitte macht mit, alle! Und bitte weiterleiten.
    www.gaiafield.net :Subtle Activism for Global Transformation. www.sourceofsynergyfoundation.org www.worldpeacepulse.com"

  • #9

    Tünn (Sonntag, 19 Februar 2017 17:59)

    Gestern wurde ich im Rahmen der 2. langen Nacht der Literabuer* (in Melle-Buer) darauf hingewiesen, daß Sokrates nicht gesagt habe: „Ich weiß, daß ich nichts weiß“, sondern „Ich weiß, daß ich nicht weiß“. Wenn es auch Philosophen (u.a. Prof. Gerhard Ernst**) gibt, die von der ersten Version ausgehen, so habe ich nach ein wenig Schmökern im Internet doch den Eindruck, daß die zweite Fassung gut begründet zu sein scheint.

    Was immer der historische Sokrates gesagt haben mag, von Platons Sokrates heißt es bei Wikipedia:

    „Die geläufige Übersetzung von oîda ouk eidōs (οἶδα οὐκ εἰδώς) trifft nicht den Sinn der Aussage. Wörtlich übersetzt heißt der Spruch „Ich weiß als Nicht-Wissender“ bzw. „Ich weiß, dass ich nicht weiß“. Das ergänzende „-s“ an „nicht“ ist ein Übersetzungsfehler, da die Phrase „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ auf Altgriechisch οἶδα οὐδὲν εἰδώς (oîda oudén eidōs)[5] heißen würde.“

    Das muß ich als Absolvent des Zweiten Bildungswegs ohne Griechisch und Latein einfach mal glauben. Für das Gedicht bedeutet dies:

    Es kann m.E. so stehen bleiben. Ein (hier glücklicherweise nicht explizit ausgedrückter) Bezug zu Sokrates wäre allerdings falsch. Das Gedicht zur sokratischen Version steht noch aus ...
    _______________________________________________
    * http://literabuer.de/veranstaltungen/lange%20nacht.html
    ** Gerhard Ernst: Einführung in die Erkenntnistheorie, 5. Auflage, WBG 2014, S. 7

  • #10

    Zynikus II (Sonntag, 27 Januar 2019 12:16)

    Soweit ich weiß, hat Sokrates nichts Schriftliches hinterlassen. Ob ein Bezug zu Sokrates tatsächlich falsch wäre, kann niemand wissen. Ich finde beide Versionen zitierens- und nachdenkenswert.

  • #11

    Waltraud (Mittwoch, 15 April 2020 18:31)

    Zynikus' Ansicht wird auch von dem englischen Philosophen und Philosophiehistoriker Anthony Kenny geteilt:

    "Andererseits hinterließ Sokrates keinerlei Schriften, und es gibt kaum einen der ihm zugeschriebenen Sätze, von dem wir mit Sicherheit behaupten könnten, er habe ihn selbst geäußert, statt dass es sich um die literarische Schöpfung eines seiner Bewunderer handelt."
    Antony Kenny: Geschichte der abendländischen Philosophie, Band I, S. 51