Die Intuition

 

Jeder möchte wohl gerne Erkenntnis gewinnen

Was ist Wahrheit? so fragt sich die Philosophie

Alles Wissen, so heißt es, hebt an von den Sinnen1

Nur - die geben Dir keine Erfolgsgarantie

 

Also bleibt der Verstand, wird so mancher sich sagen

[Die Vernunft muß ihn lotsen und leiten und lenken]

Der beschäftigt sich gerne mit kniffligen Fragen

Doch manch' Lösung verschließt sich dem logischen Denken

 

Nimm nur einmal als Beispiel die Welt der Gefühle

Mit Affekten und Ahnungen, Zweifeln und Angst

Völlig klar, daß Du etwa bei Haß oder Liebe

Mit der Logik wohl kaum zu Erkenntnis gelangst

 

Auch auf andren Gebieten ergeben sich Schranken

Ob Natur, ob Gesellschaft, ob Recht, ob Moral

Die genialsten, gescheitesten, kühnsten Gedanken -

Die verrennen sich völlig und scheitern total

 

Doch zum Glück gibt's noch andre Erkenntnismethoden

Eine kennen wir alle als „Intuition“

Nach dem Forschen: entspannen, verschnaufen, erholen ...

Und Heureka! - die phänomenale Vision

 

Archimedes lag chillend verträumt in der Wanne

Als ihn plötzlich abrupt der Erkenntnisblitz traf

Als er unverhofft glasklar die Lösung erkannte ...

Kekulé ging es ähnlich - im halbwachen Schlaf

 

Unser inneres Auge hat etwas gesehen

Nein, genauer vielleicht: Es hat etwas „geschaut“

Dies will allerdings nun der Verstand auch verstehen

Der hat immer schon sehr auf Kontrolle gebaut

 

Er will prüfen, bewerten und elaborieren

Als Pragmatiker wie auch als Rationalist

Dann noch implementieren und verifizieren -

[Und auch dokumentieren! verlangt der Chronist :-)]

 

Jeder sollte sich also demnächst mal entspannen

Manchem hilft hier ein Bier, andren Meditation

Wenn wir nun auch noch jegliches Denken verbannen

Sind wir endlich bereit für die INTUITION

 

__________

1 „Alle unsere Erkenntnis hebt von den Sinnen an, geht von da zum Verstande, und endigt bei der Vernunft,

   ...“ (http://gutenberg.spiegel.de/buch/kritik-der-reinen-vernunft-1-auflage-3508/56)

07/16

 

 

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Tünn (Sonntag, 17 Juli 2016 13:57)

    Anlaß für die obigen Zeilen war ein Treffen der Philosophen-Runde Melle am 1.7.16.
    Nachfolgend die "Vorschau" auf das Treffen:

    Vorschau 1.7.2016: Intuition Christian Brehmer

    Nachdem wir uns in der letzten Runde mit Verstand, Vernunft und Glauben auseinandergesetzt haben, geht es diesmal um die Intuition. Alles sind Aspekte der Erkenntnis und der Orientierung. Denn gemäß unserer Erkenntnis handeln wir; gemäß unserer Handlung haben wir Erfolg oder Misserfolg, und demgemäß sind wir glücklich oder unglücklich.
    Die Intuition ist eine unmittelbare, nicht-lineare, also nicht Schritt für Schritt voranschreitende, sondern „wie aus heiterem Himmel“ kommende Erkenntnis, eine Eingebung. Wenn wir zum Beispiel nach einer langen Grübelei locker lassen und uns dann plötzlich aufgeht: Ja, so ist es! Jetzt habe ich es „intus“ – eine Intuition! Alles schlussfolgernde Denken, wird vom Bewusstsein getragen und im suchenden Schwebezustand stellt sich die Lösung ein – eine Eingebung. So gründet bei näherer Betrachtung alle Erkenntnis im Intuitiven, obwohl man das keinem überzeugten Rationalisten sagen darf. Denn für ihn ist die Intuition suspekt. Doch selbst der Begründer des Rationalismus, René Descartes, war da anderer Meinung: „Unter Intuition verstehe ich nicht das schwankende Zeugnis der Sinne, sondern ein Begreifen, wie es ein klarer und aufmerksamer Geist gibt – so direkt und eindeutig, dass wir von jedem Zweifel an dem, was wir da verstehen, befreit sind.“
    Das Bauchgefühl gibt uns einen Riecher für einen bestimmten Sachverhalt oder eine Entscheidung. Es ist ein guter Indikator, wird aber häufig vom Verstand überlagert, und dann sind wir unserer Sache nicht mehr sicher. Kreative Intuitionen hingegen, die so genannten „Aha-Erlebnisse“, können sich nach einer Phase der „Inkubation“ einstellen. Den meisten großen Entdeckungen und Erfindungen ist ein solcher suchender Schwebezustand vorausgegangen. Große Genies sagen, dass sie nicht selbst die Schaffenden seien, sondern eine „höheren Macht“ sich ihrer als Werkzeug bediene. Einstein zum Beispiel reiste unerwartet in Gedanken auf einem Lichtstrahl, bevor er die Relativitätstheorie formulierte. Er sagte: „Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“
    Unsere Gesellschaft ist auf Logik und Rationalität fixiert und hat unsere Gabe zur Intuition verkümmern lassen. Aber wir können sie wecken, in dem für eine Zeit unsere Gedanken zurücklassen, uns entspannen und stille werden – die Meditation. Sie vermag uns mit der Quelle der Kreativität zu verbinden, dem Logos, der Sophia oder dem Vereinheitlichten Feld, wie es die Quantenphysiker nennen. Wir sind alle potenzielle Genies, haben uns aber mit unserer spießigen Mittelmäßigkeit abgefunden.
    Quelle: http://philosophenrunde-melle.blogspot.de/