Eddies Party (2): Die Vorsokratiker

 

Auf der Party bei Eddie war alles am Schwofen

Nur ein kleiner Club Elementarfilosofen

(Voll von Wein und von Korn) konnt es einfach nicht lassen

Sich auch hier mit der Philosophie zu befassen

 

Die antiken Gelehrten - so edel und weise

Ja, sie lenkten das Denken auf neue Geleise:

Von den Mythen zur spekulativen Vernunft

Prost! Ihr greisen Titanen der denkenden Zunft

 

Ist eventuell alles aus Wasser gemacht?

Das hat seinerzeit jedenfalls Thales gedacht

So doziert voller Eifer Immanuels Schwester

(Sie studiert an der Uni im elften Semester)

 

Kann ein Stoff ganz allein diesen Reichtum gestalten?

Schaut Euch um - Ihr seht Menschen und Pflanzen und Tiere

Ob nicht doch vielleicht mehrere Urkräfte walten?

Nicht nur eine, nicht zwei und nicht drei, sondern viere

 

Das sind Erde und Wasser und Feuer und Luft

Die sich stetig aufs neue vermischen und trennen

Klar ist mancher zunächst einmal ziemlich verblufft

Wenn wir Federn und Haar als dasselbe benennen!

 

Ich kann einfach nicht glauben, dass Feuer und Erden

Zu Gewächsen, zu Vögeln und Schweinesteaks werden

Deshalb muss es ganz andere Urgründe geben

Andre Quellen der Vielfalt in Kosmos und Leben

 

Das sind kleine Atome - man kann sie nicht sehn

Sie sind ohne Entstehen und ohne Vergehn

Wobei jedes von jedem gleich alles enthält

So birgt jedes in sich die Gesamtheit der Welt

 

Hier meldet sich der Realist:

Die Welt ist alles das, was ist ...

 

Wenn ich sage: “Es ist"

Ist es längst wieder anders

Darum kann ich auch sagen:

Es ist

Und ist nicht”

Durch das ständige Fließen und stete Verändern

Wird im Wandel das Sein mit dem Nichtsein vermicht

 

Nein!

Das Sein ist Eins

Aus einem Guss

Ganz ohne Modifikation!

Der Schein, es sei in stetem Fluss

Ist nichts als pure Illusion

 

Wie vermag jemand sinnvoll das Nichtsein zu denken -

Er bezieht es doch gleichsam als Seiendes ein

Dieses Nichtsein - so magst Du es weiterhin nennen

Es entpuppt sich doch schließlich und letztlich als Sein

 

Wie die Logik uns lehrt, kann es Nichtsein nicht geben

(Es) IST! ...[EINS]” ist der Kern meiner Ontologie

Beim Bemühen, nach echter Erkenntnis zu streben

Traue nur dem Verstand - doch den Sinnen trau nie!

 

Hier hebt der Realist die Hand:

Wir brauchen Sinne und Verstand ...

 

Jeder sieht etwas andres in jeglichem Ding

Also können die Sinne die Welt nicht erkennen

Darum muss, wer reale Erkenntnisse will

Den Prozess des Erkennens vom Sinnlichen trennen

 

Der Realist merkt leise an:  

Wie weit man was erkennen kann ...

 

Alles Sein ist - so scheint es - von Zahlen bestimmt

Der Musik Harmonien und der Weg der Planeten

Von der 13, die manchem als Unglückszahl gilt

Und von Pi bis zum Goldenen Schnitt der Ästheten

 

Der Realist versucht's noch mal:

Sind Zahlen eigentlich real? ...

 

Nun kommt Zenon zu Wort, und ich glaube es kaum:

Er verleugnet die Zeit und verleugnet den Raum

Wenn der Raum wirklich wäre - wo wär' er wohl drin?

Macht der Raum ... in dem Raum ... in der Raum ... einen Sinn?

 

Nun, Ihr Brüder, man sieht: Ihr habt manches vollbracht

Habt Euch tiefe und kluge Gedanken gemacht

Habt gar hochphilosophische Studien betrieben

Und beflissen an Euren Fragmenten geschrieben

 

Doch soll einer noch kommen und ohne zu schreiben

Den Gelehrten in steter Erinnerung bleiben

Auf dem Markt wird er Bürger und Sklaven befragen

Um die Philosophie zu den Menschen zu tragen

 

Nicht ein Einz'ger von uns wird berühmt sein wie er

Nicht mal ich!

Ich gestehe, das wurmt mich schon sehr

Doch wir alle - jawoll, unser ganzer Verein!

Werden immer und stets seine Vorläufer sein

 

01/13

 

 


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