Eddies Party (1): Der Philosophentreff

 

Auf der Party bei Eddie war alles am Schwophen

Nur ein trunkener Haufen Naturphilosophen

Delektierte sich trefflich am Wein und am Korn -

So wurd manche verblüffende These geborn

 

Unser Mystiker sprach gern vom Geiste des Weins

Und von dunkelen Mächten

Den Lenkern des Seins ...

 

Aber!

Der Realist widersprach und tat kund:

Ich bin niemals mit finsteren Kräften im Bund

Nein, ich nehme mein Schicksal gern selbst in die Hand

Und die mystischen Mächte sind schnellstens gebannt

 

Oui!

Der Mensch muss sisch vom Zwang befrai'n

Er ist verurteilt, frai zu sai'n!

Dies hat grad der Gelehrte aus Fronkreisch verkündet

Der das Wesen des menschlichen Daseins ergründet

 

Nun spricht einer, den man als Eklektiker kennt:

Hört! Ich weiß, dass Ihr mich den Eklektiker nennt

Ich erschaff - und Ihr irrt, wenn Ihr denkt, ich bereu' es

Aus den Teilen verschiedener Lehren was Neu'es

 

[...]

 

Ein Vulgärphilosoph bittet nunmehr ums Wort

Er hat gründlich im Wesen der Dinge gebohrt

Spitzt die Ohren, Ihr Brüder, und lauscht mir gespannt:

Durch ihr Gegenteil werden die Dinge erkannt

Das - äh - Schlechte wird also durchs Gute erst schlecht

Und ganz ohne das Unrecht gäb es auch kein Recht

 

Was ist gut?

Was ist schlecht?

Hier den Maßstab zu finden

Dafür muss sich manch Ethiker ordentlich schinden

Ist das Maß relativ?

Ist es gar absolut?

Galt was heute als schlecht gilt

Nicht früher als gut?

 

Ungerecht ist ja leider so viel auf der Welt

Und nicht wenige wollen es dabei belassen

Ob Gesundheit und Chancen

Ob Wohlstand und Geld

Was den Unteren fehlt, kann man oben verprassen

 

Ja, das muss doch so sein!

Meint der Aplologet

(Er ist einer, der auch das Absurde versteht)

Und was sein muss, das finde ich gut, wie es ist

(Er ist auch noch ein elender Opportunist)

 

[...]

 

Mann, wo bleibt denn nur der Dialektikvertreter?

Da!

Ich sehe ihn!

Dort in der Elbe

Dort steht er

Er steigt aus dem Fluss

Fragt sich: Bin ich es noch?

Was ist's für ein G'wässer, aus dem ich just kroch?

Gewiss, 's ist ein Fluss - aber ist's noch derselbe?

 

 

 

Bei - äh - Mao Tse Tung war es, glaub ich, der Gelbe

Doch ob Mao Tse Tung Dialektiker war

Das war mir schon in '68 nicht klar

Nun, wie dem auch sei

Mao's Zeit ist vorbei

Doch die Dialektik lebt fort immerdar

Durchdringt die Gesellschaft

Durchdringt gar den Staat

Durchdringt unser aller Denken und Tat

Und führt so der Gesellschaft Wandel herbei

So lange, bis endlich der Arbeiter frei

 

Dialektik ist gut - doch das reicht nicht allein

Es muss außerdem mat'rialistische sein!

Plus Gewerkschaften

Plus eine Kaderpartei

So wird irgendwann wirklich der Arbeiter frei

 

Diamat!

Histomat!

Ach, wie öde und fad!

Engagiert sich nun auch der Sozialdemokrat

Eine Revolution ist nicht ganz unser Stil

Uns gilt vielmehr die Losung:

Der Weg ist das Ziel!

 

Die Gemeinschaft von Freien, von Brüdern, von Gleichen

Lässt sich niemals allein durch Reformen erreichen!

Wenn die Quellen des Reichtums erst ungehemmt fließen

Kann ein jeder die Frucht dieses Reichtums genießen ...

 

Ach, wie öde das wär!

Ruft der Reaktionär

Denn für unsereins wäre das Leben dann schwer

Keiner würd noch mit uns nach Vergangenem streben

Wenn wir alle schon heut im Elysium leben

 

Schluss mit die Politick!

Ich hab Bock auf ein Fick!

Drum zieh ich mich in Eddie sein Schlafraum zurück!

Und den Arsch voller Korn

Und den Kopf voller Met

Zieht von dannen der einzige echte Prolet

 

Betroffenes Schweigen macht sich nun breit -

Oh, entschuldigt, Kollegen, dat tut mich echt leid

Unser Willy gehört ja zum Prolletariaht

Mit Intressen von vornehmlich physische Aht

Wir Gewerkschafter kriegen dat täglich zu spüren

Wenn wir nämlich der Kampf um sein Teewasser führen

 

[...]

 

Wie es weitergeht, weiß ich auch leider nicht mehr

Das ist alles ja wirklich schon sehr lange her

Und die erste Version - schon seit Jahren verschwunden -

Hab ich jedenfalls niemals mehr wiedergefunden

 

Doch 'ne Party bei Eddie - mit solchen Gestalten

Muss man irgendwie einfach der Nachwelt erhalten

Darum habe ich grade versucht zu probieren

Alles aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren

 

Das stellte sich als schwierig dar

(Mein Gedächtnis ist auch nicht mehr, was es mal war)

Drum bitt ich Euch, die zwei - drei Lücken

Mit Phantasie zu überbrücken

 

 

199x/2014


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Kommentare: 1
  • #1

    Hein (Mittwoch, 13 Juli 2016 17:47)

    Nicht schlecht.
    Aber warum ist da was durchgestrichen?