Europäische Werte

 

Europäische Werte - was könnte das sein?

Etwa Freiheit und Gleichheit und Brüderlichkeit?

Viel zu oft, wie mir scheint, zählt die Freiheit allein

Ja, sie liegt mit den andren beständig im Streit

 

Diese Freiheit - so forsch, voll Dynamik und Kraft

Mit den Worten: Entschuldigt, ich bin mal so frei!

Hat's als Erste bis ganz an die Spitze geschafft

Weil sie eh von den Werten der wichtigste sei

 

Ihr Bestreben, sich stetig und frei zu entfalten

Kann die Freiheit der anderen Werte gefährden

Die Gerechtigkeit brüderlich auszugestalten

Droht durch maßlose Freiheit utopisch zu werden ... 

 

Das Europa der Werte - wo könnt ich es finden?

Dort, wo einer dem andern ein Schulmeister ist?

Wo Vertrauen und Zuversicht immer mehr schwinden

Weil man jegliche Werte in Euro bemisst?

 

Im Europa der Kälte, der Strenge, der Härte

Lenkt der Reichtum auch heute - wie früher - den Staat

Gilt die Freiheit des Marktes als höchster der Werte

Bleibt die Gleichheit ein ewiges - Postulat

 

 

PS:

 

Die Gemeinschaft der Freien, der Brüder, der Gleichen ...

Ein phantastisches Wunschbild? Verträumte Fiktion?

Vielleicht lässt sie sich irgendwie doch noch erreichen -

Aber niemals mit dieser EU-Kommission [:-)]

 

Wenn wir alle uns mehr als Gemeinschaft verstehen

(Nur: Wie zähmt man die Gier nach dem größten Gewinn?)

Wenn wir lernen, im Andren den Bruder zu sehen

Gibt der Wohlstand für alle! der Wirtschaft den Sinn

 

Dieses neue Europa, gerecht und sozial

Gilt es heut schon für morgen als Ziel zu benennen

Stünd ein solches Europa tatsächlich zur Wahl

Könnt auch ich mich zu diesem Europa bekennen

 

 

 08/16


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Kommentare: 7
  • #1

    Tünn (Donnerstag, 04 August 2016 13:02)

    Anlaß für die obigen Zeilen war ein Treffen der Philosophen-Runde Melle Anfang September 2016:

    http://philosophenrunde-melle.blogspot.de/

    "Vorschau: 2. Sept. 2016 beim Künstlerpaar R. u. D. Pentzeck

  • #2

    Bernie (Donnerstag, 04 August 2016 15:05)

    Die Freiheit kommt bei Dir nicht so wirklich gut weg ...?

  • #3

    Tünn (Freitag, 02 September 2016 08:01)

    Moin Bernie,

    die Freiheit ist ungemein wichtig! Man muß ihr ggf. Grenzen setzen. Ich rede in Strophe 5 von der „Freiheit des Marktes“. Sehr aktuell ist die Diskussion um die Regulierung (Freiheitseinschränkung) der Finanzmärkte. Diese Freiheiten führen tatsächlich dazu, daß Gleichheit und Brüderlichkeit keine Chance haben.

    „Diese Freiheit - beherzt, voll berechnender Kraft
    ...
    Hat's als Erste bis ganz an die Spitze geschafft"

    bezieht sich darauf, wie „die Freiheit“ sich historisch herausgebildet hat. Im Mittelalter gab es Freiheit, wie wir sie kennen, ja nicht. Der Bauer war z.B. an die Scholle gebunden. Später dann (Marx z.B. sieht den Beginn dieses Prozesses im 16. Jahrhundert) wurden die Menschen Schilderungen zufolge mit Waffengewalt von ihren Feldern vertrieben, um der Schafzucht für die Wollmanufakturen Platz zu machen. Alte Rechte wie das freie Jagen, Fischen und Holzsammeln in den Wäldern wurden abgeschafft. Und wenn die verarmten Massen dann bettelnd und stehlend durch die Lande zogen, wurden sie in Arbeitshäuser und Manufakturen eingesperrt. So wurde, verkürzt dargestellt, der „doppelt freie Lohnarbeiter“ geschaffen: Frei von den feudalistischen Fesseln, aber auch frei vom Eigentum an Produktionsmitteln und deshalb gezwungen, seine Arbeitskraft zu verkaufen. Die Manufakturen, später die Fabriken, brauchten Arbeitskräfte! Deshalb rede ich auch von „berechnender Kraft“.

    Also: Die Freiheit gehört für den Menschen zu den wichtigsten Werten. Sie hat - wie alles - auch Grenzen. Wenn Freiheit zu Lasten von Gerechtigkeit, Gleichheit, „Brüderlichkeit“ geht, so schränkt sie damit die Freiheit derjenigen ein, die unter fehlender Gerechtigkeit, ... leiden. Auf diesen Zusammenhang sollten wir, finde ich, achten.

    In der gegenwärtigen EU sehe ich - außer der „Freiheit des Marktes“ - keinen der proklamierten Werte realisiert. Dies kann, wenn niemand gegensteuert, zum Zerfall der EU führen.

  • #4

    Heinzi (Donnerstag, 02 April 2020 14:16)

    Europäische Werte? Ein Beispiel aus der Zeit der Coronakrise:

    "Wie es um Europa am Vorabend des nächsten großen Krisenschubs bestellt ist, machten Episoden deutlich, die sich vor rund einer Woche abspielten. Staatliche Wegelagerei, wie einstmals in der frühen Neuzeit üblich, scheint wieder im Aufwind: Polen und Tschechien ließen Atemschutzmasken und Beatmungsgeräte konfiszieren, die für Italien bestimmt waren.

    Ähnlich agierte auch die Bundesrepublik, die ebenfalls eine Lieferung von 830.000 OP-Masken an der Grenze aufhielt, um nach Interventionen italienischer Diplomaten erklären zu müssen, dass das medizinische Gerät nicht mehr auffindbar sei. Mehr als 19 Millionen Schutzmasken sollen insgesamt von den lieben europäischen Nachbarn Italiens in den vergangenen Wochen blockiert worden sein. Der europäische Binnenmarkt, das Kernprojekt der EU, ist faktisch seit Ausbruch der Pandemie ausgehebelt, es dominieren dumpfer Nationalismus und bornierte Kleinstaaterei.

    Wenn es schon bei Atemschutzmasken dermaßen übel um die in Sonntagsreden immer wider gern bemühte europäische Solidarität bestellt ist, wie sieht es erst beim lieben Geld aus? (...)"
    https://www.heise.de/tp/features/Europas-letzte-Eurokrise-4694336.html?seite=all

  • #5

    Francois (Dienstag, 19 Januar 2021 07:19)

    "Hannes Hofbauer hat ein sehr interessantes Buch über Europa, bzw. die Europäische Union, geschrieben.
    (...)
    Hofbauer erläutert in einem Exkurs die Organe der EU: sie haben nichts mehr damit zu tun, was wir in der Schule über demokratische Souveränität gelernt haben. Der „Rat“, auch Ministerrat genannt, besteht aus Regierungschefs und Fachministern. Seine Beschlüsse gelten, wenn 55 Prozent der Mitgliedsstaaten, die 65 Prozent der EU-Bevölkerung vertreten, sich einig sind (S. 158). Damit können heute 15 Staaten Beschlüsse für 27 Mitgliedsstaaten fassen. Kein weiteres Organ kontrolliert diesen Rat – und schon gar nicht die in Brüssel registrierten und auf den Rat einwirkenden 11.900 Lobbyorganisationen.

    Die „Kommission“ besteht in der heutigen Form seit 1967 und verfügt aktuell über 32.000 Bedienstete. Sie allein hat das Initiativrecht im Gesetzgebungsverfahren der EU. Sie ist in ihrem Handeln keinem Parlament verantwortlich oder davon abhängig. Die Präsidentschaft wird im Wesentlichen vom deutschen Kanzler und französischen Präsidenten ausgehandelt; der EU-Präsident ernennt dann die Kommissare – aus jedem Land einen.

    Ein „Parlament“ bestand bereits zu Zeiten der Montanunion. Die Parlamentarier wurden bis 1979 von den Länderregierungen ernannt. Seitdem wird das Parlament „direkt gewählt“, allerdings ohne ein länderübergreifend einheitliches Wahlsystem. Es hat kein Initiativrecht zur Gesetzgebung, sondern beratende und bestätigende Funktionen für anderswo getroffene Entscheidungen.

    Auch der „Europäische Gerichtshof“ ist schon 1952 gegründet worden, damals „zur Beilegung von Streitigkeiten innerhalb der Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ (S. 169). Heute ist er zu einer mächtigen Institution avanciert, der den Vorrang von EU-Recht gegen evtl. widersprechende nationale Rechte durchsetzt. Jedes Land entsendet einen Richter an diesen Hof. In der Sache werden in den Gerichtsverfahren die großräumig produzierenden Industrien gegenüber den kleinräumig Gewerbetreibenden bevorzugt und „Sozialdumping“-Maßnahmen unterstützt. Hofbauer erläutert das überzeugend mit Beispielen. Wirtschaftlich profitiert vor allem die konkurrenzfähige deutsche Wirtschaft, nicht nur, aber vor allem zu Lasten der neuen Ost-Mitglieder, deren qualifizierte Arbeitskräfte auswandern, dort also fehlen und anderswo die Löhne drücken.

    Schließlich wird der „Europäische Rat“ vorgestellt, ein informelles Gremium, das Helmut Schmidt und Giscard d´Estaing 1974 ins Leben gerufen haben. Hier treffen sich viermal im Jahr die Staats- und Regierungschefs, um ohne jede sonstige Legitimation oder Kontrolle Richtlinien zu vereinbaren und Beschlüsse zu fassen.

    Der Versuch, die EU-Staatsbildung durch eine Verfassung zu „legitimieren“, misslang, als die von Giscard d´Estaing ausgearbeitete Verfassung 2005 bei Volksabstimmungen in Frankreich und in den Niederlanden durchfiel. Allerdings wurde dann 2007 der Vertrag von Lissabon geschlossen, der inhaltlich weitgehend mit der „Verfassung“ identisch war und den EU-Vertrag entsprechend änderte. Seitdem sind die oben genannten Mehrheitsentscheidungen über nationale Souveränitäten hinweg legalisiert. Nationale Handelsverträge zu den vier Verkehrsfreiheiten darf es nicht geben."
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=68872

  • #6

    Maddes (Sonntag, 31 Januar 2021 06:54)

    Ein interessantes Interview mit Michael Wengraf.

    "In seinem Buch "Die rechte Revolution. Veränderte ein Masterplan die Welt?" legt Michael Wengraf dar, wie es zu der Umorientierung der Linken weg von sozialen Inhalten hin zu Feminismus, Anti-Rassismus, Multikulturalismus und Rechte sexueller Minderheiten kam und wie diese Entwicklung dem Neo-Liberalismus in die Hände spielt. Und in seiner neuesten Publikation "Corona. Ein Essay" expliziert er, wie ein Virus zu einem gesellschaftlichen Instrument wird, das den Abbau sozialer und kultureller Rechte noch einmal forciert. Telepolis sprach mit dem Autor."

    Frage:
    "Sie richten den Focus Ihrer Kritik auf die EU. Was sind Ihre Gründe?"

    Antwort:
    "Ich würde nicht sagen, dass ich mich auf die EU fokussiere. Aber zweifellos ist sie mir wichtig. Warum? Weil die EU der Konzerne eine Vereinigung zur Beförderung neoliberalen Wesens ist und den einfachen Menschen in unversöhnlicher Feindschaft gegenüber steht. Nirgends sind die Dogmen der Konkurrenz und des Marktes so tief verankert und gegen demokratische Einflussnahme geschützt wie im institutionellen Gefüge der Europäischen Union.

    Die EU agiert als übernationales Gebilde selbst wie eine auf Vorteil bedachte Super-Nation. Sie verwirklicht eine alte liberale Grundidee und sieht Europa als unbegrenzte wirtschaftliche Entwicklungsregion gegenüber einem auszubeutenden Weltmarkt, erweitert freilich um das Moment zügelloser Binnenkolonisierung. Letzteres bedeutet die Ausbeutung von Europas Osten und Süden, die in erster Linie durch das deutsche Kapital erfolgt. Ich glaube, das sind Gründe genug, um die EU wichtig zu nehmen."
    https://www.heise.de/tp/features/Corona-beweist-Auch-Populisten-koennten-Grund-und-Freiheitsrechte-nicht-besser-abbauen-5036628.html

  • #7

    Peule (Montag, 19 Juli 2021 13:56)

    "Gewalt, Rechtsbrüche, Folter: An den EU-Grenzen ist alles möglich
    15.7.21
    An den EU-Außengrenzen werden Menschen systematisch illegal zurückgewiesen, geschlagen, gefoltert und auf dem Meer ausgesetzt. Menschen ertrinken, weil Notrufe nicht beantwortet werden und islamistische Milizen werden mit EU-Geldern bezahlt, um die Flucht aus dem Bürgerkriegsland Libyen zu verhindern. Dass die staatlich organisierte Menschenrechtsverletzung an den EU-Außengrenzen inzwischen die Oberhand hat, wurde in dutzenden Artikeln recherchiert. Es gibt Fotos, Videos, Augenzeugenberichte und Betroffene.
    (...)
    Um die Abschottung durchzusetzen, sind EU-Regierungen nicht nur bereit die Würde und Grundrechte von Menschen zu brechen, sie belügen darüber auch uns Abgeordnete im Europäischen Parlament. Das wurde jetzt nochmal in einer viermonatigen Untersuchung der Frontex-Untersuchungsgruppe deutlich, deren Mitglied ich bin und deren Bericht an diesem Donnerstag vorgestellt wurde.
    (...)
    Und so wird zum 70. Geburtstag der Genfer Flüchtlingskonvention nicht nur der Kern des internationalen Asylrechts – das Nichtzurückweisungsgebot – in Europa tagtäglich außer Kraft gesetzt. Auch die Würde von Menschen auf der Flucht und andere grundlegende Menschenrechte werden frontal angegriffen.

    Die EU-Kommission vermeidet Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten, die eine schnellere Rechtsprechung herbeiführen könnten. EU-Regierungen, die diese Entwicklung öffentlich kritisieren, sucht man vergebens. Auch die deutsche Bundesregierung lässt Innenminister Seehofer gewähren, der sich an der Verschleierungstaktik beteiligt und im Frontex-Verwaltungsrat die Aufklärung behindert.

    Frontex-Chef verhindert Aufklärung

    Fabrice Leggeri hat uns Abgeordnete des Europäischen Parlaments mehrfach belogen und verhindert aktiv eine Aufarbeitung der Fälle. Trotzdem halten die EU-Mitgliedsstaaten an ihm fest. (...)"
    https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/eu/id_90449282/frontex-bericht-gewalt-und-folter-an-eu-grenzen-ist-alles-moeglich.html