Der sich selbst? verzwergt

 

So sprach der Pimpf zum Zwerg:

Ich frag mich lang schon, was Dich plagt

Was tags und nächtens an Dir nagt

Du dünkst mich hutzlig pimpfig klein

Und lebst im Dunkel ganz allein

In dieser Höhle tief im Berg

 

Der Zwerg hebt an und spricht:

Einst war ich stattlich, stolz und groß

Dann ging es mit dem Zweifel los ...

Es gibt dies populäre Lied:

♯♪ Auch du bist deines Glückes Schmied! ♫♪

Doch nein, das war ich leider nicht

 

Zum Kämpfen bin ich nicht geschaffen

Die Konkurrenz war nie mein Ding

Mir fehlen all die Alltagswaffen

Drum bin ich wohl solch Mickerling

(Weshalb ich jenes Lied nie sing ...)

 

Der Zweifel hat mich klein gemacht:

Von allen andern unbemergt

Hab ich mich ständig kleingedacht

Und ganz alleine selbst verzwergt

 

Doch sag Er, der mich pimpfig schimpft:

Hat Er sich - also - selbst verpimpft?

 

[To be continued ...?]

07/20

 

 


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Kommentare: 8
  • #1

    Seppl (Dienstag, 28 Juli 2020 14:07)

    Sag Er, Tünn, was soll dieses phantastische Geschichte von Zwergen und Pimpfen (wo sind die Kobolde und Möpse?) in der Rubrik „Politisches“?

    Ich vermute mal, du willst die neoliberalistische Theorie und Praxis aufs Korn nehmen?

  • #2

    Tünn (Dienstag, 28 Juli 2020 14:18)

    Gut erkannt, werter Seppel.

  • #3

    Macks (Dienstag, 28 Juli 2020 17:32)

    OK, das Fragezeichen im Titel stellt die Aussage des Verzwergten, er habe diese Leistung selbst vollbracht, in Frage: Waren es in letzter Instanz die gesellschaftlichen Verhältnisse, an denen er gescheitert ist, weil es ihm an den für die zum Vorwärtskommen erforderlichen „Alltagswaffen“ mangelt - er sich als „Waffenloser“ (also eigentlich ein friedlicher, guter Mensch) im harten Kampf nicht „schlagen“ kann, darin untergeht, sich dieses Versagen aber selbst zurechnet, ... So, wie es ja gemäß Ideologie auch sein soll.

  • #4

    Gert (Donnerstag, 30 Juli 2020 13:18)

    Wieso hat Er sich "also" selbst verzwergt?

  • #5

    Tünn (Donnerstag, 30 Juli 2020 14:02)

    "also" im Sinne von "in ebendieser Weise".
    Laut Duden ist der Gebrauch dieses Ausdrucks veraltet.

  • #6

    Maria P aus B (Dienstag, 16 Februar 2021 17:47)

    "Die Schriftstellerin Anke Stelling schreibt so böse über das grün-liberale Milieu Berlins, dass sie sich mit ihm überworfen hat. Ein Gespräch mit einer Nestbeschmutzerin.
    ...
    Stelling: Ich kenne diese Sehnsucht nach einer gerechteren Welt ziemlich gut. Und ich habe sehr lange gebraucht, um zu begreifen, dass Deutschland eine Klassengesellschaft ist. Ich dachte: Ob ich es schaffe, hängt allein von mir ab. Inzwischen aber glaube ich, dass Klasse alles durchdringt. Dass der Kapitalismus die Welt in Gewinner und Verlierer unterteilt und die Menschen zu Opfern und Tätern macht. Dass der alte Brecht-Spruch tatsächlich stimmt: "Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich."
    ...
    ZEIT ONLINE: Sie schreiben über den Prenzlauer Berg, der weit über Berlin hinaus für sein grünbürgerliches, linksliberales Milieu bekannt ist. Warum ignorieren ausgerechnet diese Leute die Klassenfrage?

    Stelling: Es ist das Prinzip des Neoliberalismus, die Klassenfrage zu leugnen und zu behaupten: Jeder kann es schaffen! Und diese Vorstellung hat ja auch einen großen Reiz. Es ist einfach schön, kein Opfer zu sein. Die Erzählung des American Dream ist toll! Und sie ist außerdem eine Entlastung für diejenigen, die reich geboren sind. Weil dann nämlich alle, die wenig haben und es nicht schaffen, ja auch selbst daran schuld sind. Und diese Entlastung ist praktisch, wenn man Geld hat. Deswegen glauben viele Leute im Prenzlauer Berg an diese Geschichte.
    ..."
    https://www.zeit.de/kultur/literatur/2021-02/mittelschicht-anke-stelling-schaefchen-im-trockenen/komplettansicht?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.nachdenkseiten.de%2F%3Fp%3D69832

  • #7

    Der Neoliberalismus untergräbt unser Selbstwertgefühl (Montag, 12 Juli 2021 15:44)

    "Ständiger Leistungsdruck führt dazu, dass immer mehr junge Menschen unter Angststörungen leiden. Die Psychologie hat für dieses Phänomen einen klaren Auslöser identifiziert: den Neoliberalismus.
    Eine in der Psychological Bulletin veröffentlichte Studie von Thomas Curran und Andrew Hill kam zu dem Ergebnis, dass der Perfektionismus auf dem Vormarsch ist. Die beiden britischen Psychologen stellten fest, dass die heutige »Generation junger Menschen das Gefühl hat, dass andere mehr von ihnen verlangen, dass sie mehr von anderen verlangen, und dass sie mehr von sich selbst verlangen«.

    Bei der Suche nach der Ursachen für dieses wachsende Streben nach Exzellenz nehmen Curran und Hill kein Blatt vor den Mund: Der Neoliberalismus ist die treibende Kraft hinter dieser Entwicklung. Die neoliberale Ideologie fördert Konkurrenzkampf, ist hinderlich für Kooperation, steht für Ehrgeiz und verknüpft Selbstwert mit beruflichen Erfolgen. Es überrascht nicht, dass sich die Menschen in Gesellschaften mit diesen Wertvorstellungen gegenseitig hart beurteilen und dass sie Angst davor haben, dass andere über sie urteilen könnten.
    (...)
    In einem Versuch, der kulturellen Kontingenz des Phänomens des Perfektionismus auf die Spur zu kommen und dabei Trends für verschiedene Generationen zu identifizieren, führten Curran und Hall eine Meta-Analyse mit bereits erhobenen psychologischen Daten durch. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Personen, die in den USA, in Großbritannien und in Kanada nach 1989 geboren sind, wesentlich stärker von allen drei Dimensionen des Perfektionismus betroffen sind als vorherige Generationen, und dass die Ergebnisse über die Jahre linear zunehmen. Die gesellschaftliche Dimension des Perfektionismus stieg im Vergleich zu den anderen beiden zweimal so schnell an. Das Gefühl junger Leute, von ihren Altersgenossen und der breiteren Gesellschaft streng beurteilt zu werden, nimmt also von Jahr zu Jahr zu.
    (...)
    urran und Hall sehen die Gründe für diesen Wandel in der wachsenden Bedeutung des Neoliberalismus und der Meritokratie. Neoliberalismus setzt auf marktorientierte Methoden der Warenverwertung und nutzt alle Möglichkeiten der Kommodifizierung aus. Seit Mitte der 1970er Jahre haben neoliberale politökonomische Regime systematisch Dinge wie öffentliche Güter und Tarifverhandlungen durch Deregulierung und Privatisierung ersetzt. Im Vordergrund stand hierbei das Individuelle und nicht die Allgemeinheit. Zugleich überzeugen meritokratische Werte (die Vorstellung, dass gesellschaftlicher Status in direktem Zusammenhang mit individueller Intelligenz, Tugendhaftigkeit und harter Arbeit steht) isolierte Individuen davon, dass Misserfolge ein Zeichen der eigenen Wertlosigkeit sind.

    Den Autoren zufolge hat die neoliberale Meritokratie gnadenlose Bedingungen geschaffen, in denen jede Person ihre eigene Markenbotschafterin, alleinige Vertreterin ihres Produktes (sie selbst) und Maklerin ihrer eigenen Arbeitskraft in einem allumfassenden Wettbewerb ist. Curran und Hall beobachten, dass dieser Zustand eine »Notwendigkeit des Kämpfens, Performens und Verwirklichens ins Zentrum des modernen Lebens stellt« – viel mehr als in vorherigen Generationen. (...)
    Usw.
    https://jacobin.de/artikel/der-neoliberalismus-untergraebt-unser-selbstwertgefuehl-perfektionismus-depression-angststoerung-thomas-curran-andrew-hill/

  • #8

    Neue Umfrage (Freitag, 09 September 2022 08:23)

    "Die große Mehrheit der Menschen hierzulande sähe es gerne, wenn Reiche mehr von ihrem Vermögen abgeben müssten. Das zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung für eine Studie der Bertelsmann Stiftung zum Gerechtigkeitsempfinden in Deutschland.

    Danach stimmen drei von vier Erwachsenen (75,3 Prozent) der Aussage zu, der Staat solle «für eine Verringerung des Unterschieds zwischen Arm und Reich sorgen». Eine Vermögensteuer für «Reiche» fänden etwa genauso viele Menschen (76,5 Prozent) gut oder sogar sehr gut. Wer zu den «Reichen» zählt und ab welchem Betrag das Vermögen besteuert werden sollte, war in der Fragestellung allerdings nicht vorgegeben.

    Die von der Mehrheit empfundene Verteilungsungerechtigkeit hat ihre Ursache aus Sicht vieler Bundesbürger unter anderem in einer nicht leistungsgerechten Entlohnung. Der Aussage «Man wird in Deutschland entsprechend seiner Leistung vergütet» stimmte nicht einmal jeder Vierte (23,7 Prozent) zu.
    (...)
    Schon im Herbst vergangenen Jahres fühlten sich der Studie zufolge viele Menschen nicht ausreichend von der Politik beachtet. Lediglich rund jeder Fünfte stimmte der Aussage zu «Die Politik kümmert sich ausreichend um Leute wie mich»."
    https://www.nw.de/nachrichten/politik/23353608_Studie-Grosse-Mehrheit-will-Reiche-zur-Kasse-bitten.html