Von Stiftern, Spendern und Mäzenen

  

          Es hat, so heißt es, manch Mäzen

         Ein Spenden- statt ein Steuergen ...

 

Nein, Steuern zahlt wohl keiner gern

Wer möcht sich hier nicht lieber drücken

Ob Milliardär, ob auch Konzern

Nicht einer zahlt aus freien Stücken

 

Da wird „gespart“, da wird verschoben1

Es geht um Hunderte Millia'den

Und so, durch nämliche Methoden

Entsteht alsbald enormer Schaden

 

Dem Staate nämlich fehlt dies Geld

Der wird - wir kennen das seit Jahren -

Wiewohl ihn doch der Reiche prellt

Als erstes bei den Armen sparen

 

Nun wandelt sich der Steuersünder

Der hiervon nicht gern offen spricht

Zum ehrenwerten Stiftungsgründer -

Und sucht sogleich das Rampenlicht

 

Er wird bejubelt und geehrt

Sogar die UNO lädt ihn ein

Klar, auch die Aktie steigt im Wert

Kein Werbespot kann besser sein

 

Ich glaub, es heißt, die WHO2

Sei ständig unterfinanziert

Und über jeden Dollar froh

Der irgendwo gespendet wird

 

Ja, schau, schon steht der Spender da

Und zahlt, was ich erstaunlich find

Gar mehr noch als die USA

(Die allerdings recht knausrig sind)

 

Wir wissen, dass des Geldes Kraft

- Dies gilt noch stets und überall -

Nebst Renommee auch Einfluss schafft3

So ist es auch in diesem Fall:

 

Ebóla, Zika oder Aids

Was wie und wo und wann geschieht

Entscheidet die Familie Bates

Denn Seuchen sind ihr Fachgebiet

          Will weiß es wohl: Bei guten Taten

           Wird ihn Belinda gut beraten

 

Ebóla wurde bis zuletzt

- Zumindest viel zu lange Zeit -

Als beinah harmlos eingeschätzt

Zu spät tat dies dem Willy leid ...

 

Hier lässt sich manches optimieren

Als erstes wär vielleicht zu nennen:

Strukturen demokratisieren!

Der Einfluss ist vom Geld zu trennen!

 

 

 

          Das ist an sich schon gar nicht leicht
         Doch Willy fragt sich, ob das reicht ...

 

Ihm träumt des Nachts von einer Erden
Auf der - entgegen der realen -
Mäzene überflüssig werden
Und alle ihre Steuern zahlen

 

 

 

 

 

PS:

Man sagt mir nicht zum ersten Mal
Das sei doch alles sehr pauschal
Doch wollt ich dies so schreiben - und
Ich habe einen guten Grund

Wenn einer stiftet oder spendet
Wird alles andre ausgeblendet
Man sieht allein die gute Tat
So nobel! Alles ganz privat!

    Und ja: Man soll solch Taten sehn
    Und soll sie auch als gut verstehn

Nur -

Ist solch Handeln erst gefragt
Dann hat zunächst der Staat versagt
          
(Auch weil ihm jene Mittel fehlen
           Die ihm die Steuersünder stehlen)


An Steuern, Einfluss, Geld und Macht
Wird dabei meistens nicht gedacht

Drum wollt ich nicht die Chanc[ə] vergeben
Grad dies hier heut hervorzuheben

 


_____
1 Berti:

   Verstöße wären nicht vonnöten
   Wenn die Gesetze Lücken böten ...

   Ralph:
   Die grade aber scheint es eben
   Im wahren Leben echt zu geben!?
  

   Jörg:
   Man denkt vielleicht, das darf nicht sein
   Doch wenn man mal genauer schaut
   Dann werden diese Lücken ein-
   Und Steuerfahnder abgebaut

2 „Die Weltgesundheitsorganisation (englisch World Health
   Organization, WHO) ist die Koordinationsbehörde der

   Vereinten Nationen für das internationale öffentliche

   Gesundheitswesen.“ (Wikipedia)

3 Das gibt es schon seit Ewigkeiten
   Aus Geld wird Macht, aus Macht wird Geld
   Und bleibt auch so für alle Zeiten?

   Ein Kreislauf, der sich selbst erhält 

 

02/19

 

 

 



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Kommentare: 16
  • #1

    Ernesto (Freitag, 21 Februar 2020 10:51)

    Ein passender Kommentar aus dem Handelsblatt vom 19.2.20:

    "Deutschland ist ein Gangsterparadies"

    https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-deutschland-ist-ein-gangsterparadies/25560858.html?ticket=ST-5944243-12ddvyBcfDB2eaV3kWWB-ap6

    Daraus:

    "Viele Familienunternehmen glauben, dass sie ein Recht darauf haben, ihre Gewinne nicht offenzulegen – obwohl viele von ihnen in Wirklichkeit multinationale Konzerne sind. Ihr Gegenangriff hat bereits begonnen. Im vorigen November war Deutschland wegen ihrer Lobbyarbeit eines der 15 europäischen Länder, die einer neuen EU-Richtlinie ihre Unterstützung versagten. Diese fordert von multinationalen Unternehmen aufzudecken, wie viel Gewinn sie machen und wie wenig Steuern sie in jedem Land der Erde zahlen.

    Wenn es Konzernen und Superreichen gelingt, ihren fairen Anteil an Steuern nicht zu zahlen, können Regierungen nicht in den Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und in Renten investieren oder Maßnahmen zur Milderung der Klimakrise ergreifen. Mit dem Verweis auf leere Kassen entscheiden sich Regierungen oft für Sparmaßnahmen, die populistische Gegenreaktionen und den Autoritarismus fördern.

    Berlin muss nun beweisen, dass es seine strengeren Gesetze durchsetzen will. Dazu wird es bald Gelegenheit geben, wenn die Experten der Financial Action Task Force (FATF), dem wichtigsten internationalen Gremium zur Verhinderung von Geldwäsche, Deutschland ab April unter die Lupe nehmen.

    Im Jahr 2010 waren die Experten entsetzt. Deutschland hatte 20 der 49 Kriterien nicht erfüllt und war der schwarzen Liste des Gremiums nur knapp entkommen. Um eine Wiederholung zu verhindern, sollte Berlin mutige Schritte gehen: Staatsanwaltschaften, Polizei und Aufsichtsbehörden besser ausstatten und alte Inhaberaktien, die ihren Besitzern trotz aller Transparenzregister völlig anonymen Besitz von Unternehmen ermöglichen, annullieren."

  • #2

    Michel (Samstag, 22 Februar 2020 06:37)

    "»Peter, wo sind die Penunzen?«

    rief Fabio De Masi am Montag bei einer ungewöhnlichen Demonstration auf dem Hamburger Gänsemarkt ins Mikro. Denn die fand direkt vor der Finanzbehörde statt, und der Hamburger Bundestagsabgeordnete der Linken und Finanzexperte meinte natürlich Peter Tschentscher, den Ersten Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidaten für die Bürgerschaftswahl. De Masi fragte nach dem Verbleib der 47 Millionen Euro, die die Warburg-Bank mit »Cum-Ex«-Geschäften ergaunerte und hätte zurückzahlen müssen – die Stadt ließ die Forderung 2016 verjähren, Tschentscher war damals Finanzsenator."
    https://www.jungewelt.de/artikel/373100.hamburg-vor-der-wahl-sachwalter-des-b%C3%BCrgertums.html

    Und:
    "Hamburger SPD erhielt Spenden von der Warburg-Bank"
    https://www.welt.de/regionales/hamburg/article205916405/Cum-Ex-Skandal-Hamburger-SPD-erhielt-Spenden-von-der-Warburg-Bank.html

  • #3

    Senator (Samstag, 22 Februar 2020 07:13)

    Der Staat wird als erstes bei den Armen sparen? Ich vermute mal, du denkst dabei an etwas in der Art:

    "Einer 53-Jährigen in Düsseldorf werden die Bezüge vom Jobcenter verwehrt. Als Grund wird ihr Erlös aus dem Sammeln von Pfandflaschen angegeben. Das ist nicht rechtens, urteilt nun das Sozialgericht."
    https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/justiz/id_87376188/urteil-in-duesseldorf-pfanderloes-darf-nicht-auf-hartz-iv-angerechnet-werden.html

  • #4

    Heinzi (Samstag, 22 Februar 2020 12:44)

    "... die Stadt ließ die Forderung 2016 verjähren, Tschentscher war damals Finanzsenator." Und der heutige Bundesfinanzminister Olaf Scholz (ebenfalls SPD) war damals Bürgermeister!

  • #5

    Sahra (Samstag, 22 Februar 2020 12:47)

    "...
    2. Tochterunternehmen der Warburg-Bank spendeten im Jahr 2017 insgesamt 45.500 Euro an die Hamburger SPD. Auffällig: Die Spenden liefen über undurchsichtige Tochterfimen. Blieben sie mit Absicht unter der Grenze von 50.000 Euro, ab der die Spenden umgehend veröffentlicht werden müssen?
    3. Der größte Teil ging an den SPD-Kreis des haushaltspolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion Johannes Kahrs. Der bestätigte nun entgegen früherer Aussagen, sich mit dem damaligen Warburg-Chef Olearius getroffen und über Folgen des Cum-Ex-Skandals gesprochen zu haben. Er soll laut dem Banker zugesagt haben, sich “in Berlin umzuhören”.
    4. Auch Scholz hat mittlerweile eingeräumt, sich mit Olearius getroffen zu haben – obwohl der Hamburger Senat solche Treffen noch im November abgestritten hatte. Er will sich nun im Finanzausschuss erklären - allerdings erst am 4. März, also nach den Wahlen in Hamburg.
    5. Der Hamburger Bürgermeister Peter Tschenscher (SPD) verhandelte letztes Jahr noch über eine Einigung mit der Warburg-Bank: Die Bank sollte nur 68 Millionen Euro zurück zahlen – obwohl ihr vor Gericht in Bonn die Einziehung von 278 Millionen Euro droht. Gestoppt wurde der “Deal”, der über 200 Millionen Euro verschenkt hätte, nur durch Intervention des Bundes. ..."
    Sahra Wagenknecht auf facebook

  • #6

    Hilde (Freitag, 13 März 2020 08:00)

    "»Netzwerk Steuergerechtigkeit«: Deutschland spielt bei Steuerflucht wichtige Rolle.
    ...
    Ihre Organisation veröffentlicht regelmäßig den »Schattenfinanzindex«. Was hat es damit auf sich?

    Der Index misst anhand zweier Komponenten den Beitrag von 133 Ländern zum globalen Schattenfinanzsystem:
    ...
    Die USA liegen bei Ihnen auf Platz 2, gefolgt von der Schweiz. Was ist bei diesen Staaten das Problem?
    Die USA sind ein großer Magnet für Schwarzgeld, insbesondere aus Lateinamerika. Zudem bieten sie intransparente Rechtszonen, wie Delaware oder Nevada, wo viele Briefkastenfirmen angesiedelt sind, die beispielsweise mit Terrorfinanzierung und illegalen Waffengeschäften regelmäßig für negative Schlagzeilen sorgen. Über die Personen hinter diesen Firmen sind keinerlei Informationen zugänglich.
    ...
    Konzerne hinterziehen in großem Stil Steuern, indem sie riesige Geldmengen über Grenzen hinweg in Schattenfinanzzentren verschieben. Gerade die Bundesregierung spielt hier eine unrühmliche Rolle, weil sie sich auf EU-Ebene gemeinsam mit Steueroasen wie Zypern oder Luxemburg gegen mehr Transparenz sperrt.
    ..."
    https://www.jungewelt.de/artikel/374330.steueroasen-konzerne-nutzen-schattenfinanzpl%C3%A4tze-intensiv.html

  • #7

    Dr. X (Donnerstag, 19 März 2020 14:46)

    "Die mit Abstand größten Summen stammen von der Gates-Stiftung. Die wird von Microsoft-Gründer Bill Gates und seiner Frau Melinda unterhalten. Das Geld stammt überwiegend aus Anlagevermögen; so hält die Gates-Stiftung unter anderem Aktien von Pepsi-Cola, Unilever, Kraft (Kraft-Heinz), von Fast-Food-Produzenten, den Herstellern alkoholischer Getränke und von Pharmakonzernen. Ein Großteil dieser Firmen ist nicht unbedingt dafür bekannt, sich um die Gesundheit ihrer Kundschaft zu sorgen, denkt man etwa an die aggressiven Werbekampagnen einiger Firmen, mit denen sie ihr Junkfood samt Zucker, Fett und Salz unter die Leute bringen."
    https://www.heise.de/tp/features/The-Money-Question-4684441.html

  • #8

    Dr. X (Dienstag, 21 April 2020 13:40)

    Einen hab ich noch (SWR):

    "Die großen Verdienste der Gates Stiftung sind unbestritten. Problematisch ist, dass Bill Gates durch seine Stiftungen seine Vorstellung von Gesundheitsförderung durchsetzt. So investiert die Gates Stiftung vor allem in technische Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten, zum Beispiel in Impfkampagnen und die Verteilung von Medikamenten. Gesundheitsexperten wie Thomas Gebauer von der Hilfsorganisation Medico International kritisieren, dass dadurch andere wichtige Aufgaben vernachlässigt würden – der Aufbau funktionierender Gesundheitssysteme in armen Ländern zum Beispiel.
    ...
    Zweckgebundene Spenden an die WHO führen dazu, dass der Kampf gegen soziale Ursachen von Krankheit auf der Strecke bleiben, kritisiert Thomas Gebauer.
    ...
    Bill Gates erwirtschaftet seine Milliarden durch Kapitalanlagen in bestimmten Industriezweigen. Kritiker bemängeln, dass diese Branchen allesamt etwas mit krankmachenden Bedingungen zu tun haben. (...)
    Für die Gates Stiftung bedeutet das: Je mehr Profite die genannten Konzerne machen, desto mehr Geld kann sie für die WHO ausgeben. Für die WHO heißt das wiederrum: Mit jeder Maßnahme gegen gesundheitsschädliche Aktivitäten der Süßgetränke-, Alkohol- und Pharmaindustrie würde die WHO die Gates Stiftung daran hindern, Spenden für die WHO zu erwirtschaften. Kurz, die Weltgesundheitsorganisation steckt in einem klassischen Interessenkonflikt, der sie in ihren Handlungsmöglichkeiten einschränkt und der angesichts ihrer finanziellen Abhängigkeit von der Gates Stiftung kaum aufzulösen ist."
    https://www.swr.de/swr2/wissen/who-am-bettelstab-was-gesund-ist-bestimmt-bill-gates-100.html

  • #9

    Gitta (Samstag, 02 Mai 2020 15:31)

    Hier noch mal in Prosa:

    "Interessant ist in diesem Zusammenhang [digitale Indentität, Gitta] ein wiederkehrendes Muster: Transnationale Konzerne wie Microsoft nutzen legalisierte Systeme zur Steuervermeidung, die dafür sorgen, dass Staaten (und damit den Bürgern) die Einnahmen fehlen, um wichtige gesellschaftliche Aufgaben demokratisch abzustimmen und gemeinschaftlich im Interesse aller zu finanzieren. Parallel nutzen auch Privatpersonen wie Bill Gates die Möglichkeiten der legalisierten Steuervermeidung über Stiftungen, die gleichzeitig für ein positives Bild gegenüber dem Bürger sorgen (Stichwort: Philantropie).

    Als Resultat springen die Wohltäter dann in die Bresche, verteilen ohne störende Mitsprache der Gesellschaft großzügige Spenden an von ihnen ausgewählte Institutionen und Projekte und geben vor, Probleme zu lösen, die ohne massive Steuervermeidung von ihrer Seite auf demokratischem Wege durch die Gesellschaft hätten gelöst werden können. Dadurch beeinflussen sie die Agenda der unterstützten Institutionen, profitieren von deren Entscheidungen und werden im Fortgang wieder ein wenig wohlhabender und einflussreicher."
    https://www.heise.de/tp/features/Ueber-Impfstoffe-zur-digitalen-Identitaet-4713041.html

  • #10

    Belinda (Dienstag, 12 Mai 2020 13:24)

    "Die Stiftung bindet auch öffentliches Geld, weil sie ihre Finanzzusagen an die von Regierungen koppelt.
    Die Bundesregierung arbeitet seit 2006 mit der Stiftung und gehört zu den Financiers der Globalen Allianz für Impfstoffe (Gavi). Die Gates-Stiftung stellt 20 Prozent des Budgets der öffentlich-privaten Partnerschaft. Gavi unterstützt Impfprogramme für Kinder in armen Ländern sowie die Entwicklung von Impfstoffen. Im Gremium sitzen auch Angehörige von Pharmakonzernen wie Pfizer und Sanofi. Ärzte ohne Grenzen kritisieren, dass Gavi die Marktmacht der Konzerne stärkt, weil sie ihnen überteuerte Impfungen abkauft. Deren Patente auf lebenswichtige Medikamente verhindern, dass diese in ärmeren Ländern günstig hergestellt werden können. [s i c !] Daran hat Bill Gates Anteil: Als Microsoft-Chef hatte er sich für das Trips-Abkommen zum Schutz geistiger Eigentumsrechte eingesetzt."
    https://www.fr.de/wirtschaft/privatisierung-weltrettung-11077887.html?

  • #11

    Will (Dienstag, 12 Mai 2020 13:47)

    Die Heinrich-Böll-Stiftung schreibt unter dem Titel "Wohlwollende Alleinherrscher?" u.a.:

    "Die WHO hat 2008 in einem Bericht festgestellt, dass soziale und ökonomische Faktoren wie Einkommen und seine Verteilung, Lebens- und Arbeitsbedingungen, Bildung und Umwelt einen größeren Einfluss auf die Gesundheit der Menschen haben als die reine medizinische Versorgung. Umso unvernünftiger scheint es, dass die Organisation trotzdem eine Agenda verfolgt, die überproportional auf technische medizinische Hilfe statt auf die Bildung sozio-ökonomischer Kapazitäten und Veränderungen setzt.
    Statt Geld in den Aufbau staatlicher Gesundheits- und Daseinsversorgung zu investieren, fließen die Gelder – auch durch das ÖPP-Modell – vor allem in den privaten Sektor und die Profitbilanzen amerikanischer und europäischer Pharmakonzerne. So bestimmen einzelne reiche Geschäftsleute, was am dringendsten gebraucht wird, während die Prioritäten vor Ort unter Umständen ganz anders aussehen.
    ...
    Kritiker werfen den Philanthropen daher zu Recht vor, dass dieser Ansatz vor allem afrikanische Märkte für amerikanische und europäische Großkonzerne und NGOs öffnet – von denen die Geberinstitutionen nicht selten selbst profitieren. Lokale, sozial und ökologisch nachhaltigere Alternativen wie Agrarökologie bleiben unterrepräsentiert und werden verdrängt.
    ...
    So beeinflusst Bill Gates maßgeblich die internationale Entwicklungspolitik und lenkt sie in Bahnen, die er für richtig hält. Demokratisch legitimiert ist sein Einfluss nicht.
    ..."
    Allerdings gilt auch:
    "Dass die WHO 80 Prozent ihrer Gelder nur zweckbezogen ausgeben und dadurch allenfalls eine selektive und unzureichende Gesundheitspolitik vorantreiben kann, ist nicht den Philanthropen anzulasten. Die Regierenden der Welt haben die Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Bürger und für das Ende humanitärer Krisen."
    https://www.boell.de/de/2017/11/20/milliardaere-bestimmen-globale-agenda

  • #12

    Karl-Bernd (Mittwoch, 20 Mai 2020 14:29)

    Sorry, ist ein sehr langer Beitrag, verdeutlicht aber das von Willi angesprochene Problem: „Statt Geld in den Aufbau staatlicher Gesundheits- und Daseinsversorgung zu investieren ...“

    Es geht mir um die Aussage, dass Bill Gates vehement gegen öffentliche Gesundheitsssteme sei. Er habe gesagt (s.u.), dass dies eine völlige Geldverschwendung sei und dass er keinen Cent seines Geldes für die Stärkung der Gesundheitssysteme geben werde. Diese Aussagen müssen m.E. im Zusammenhang des zitierten Artikels gesehen werden.

    Vorbemerkung:

    Die Quelle (PubMed) „ist eine englischsprachige textbasierte Meta-Datenbank mit Referenzen auf medizinische Artikel bezogen auf den gesamten Bereich der Biomedizin der nationalen medizinischen Bibliothek der Vereinigten Staaten (National Library of Medicine, NLM). (...) Als bibliografische Referenzdatenbank dokumentiert PubMed medizinische Artikel in Fachzeitschriften und enthält elektronische Verweise auf Volltextzeitschriften.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/PubMed)

    In dieser Meta-Datenbank findet sich der folgende Beitrag [Original = Englisch - Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)]

    “Abstract
    Öffentlich-private globale Gesundheitsinitiativen (GHI), die dafür gelobt werden, dass sie bestimmte Gesundheitsthemen auf die nationale und internationale Tagesordnung gebracht haben und dass sie das Potenzial haben, das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Ergebnisse zu verbessern, haben sich zu einer dominierenden Rolle in der globalen Gesundheitspolitik entwickelt. Sie sind jedoch auch wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme der Länder kritisiert worden. Als Reaktion darauf haben sich krankheitsspezifische GHIs, etwas paradoxerweise, das Ziel der Stärkung der Gesundheitssysteme (HSS) angeeignet. In diesem Artikel wird diese Entwicklung anhand einer ethnographischen Fallstudie der GAVI Alliance, die Impfstoffe in armen Ländern finanziert, kritisch analysiert. (...) Im Gegensatz zu weiter gefassten Konzepten der HSS, die die soziale und politische Dimension betonen, ist die Unterstützung der HSS durch GAVI zu einem Symbol für den so genannten "Gates-Ansatz" für globale Gesundheit geworden, der sich auf gezielte technische Lösungen mit klaren, messbaren Ergebnissen konzentriert. Trotz einer Rhetorik, die "ganzheitliche" Gesundheitssysteme unterstützt, sind GHIs wie GAVI dazu gekommen, die globale Debatte über HSS zugunsten ihres krankheitsspezifischen Ansatzes und Ethos einzufangen.
    (...)
    Die Idee, einen Teil der Impfstofffinanzierung von GAVI in die Gesundheitssysteme umzuleiten, wurde ursprünglich von Julian Lob-Levitt, einem britischen Arzt und zwischen 2004 und 2010 CEO von GAVI, befürwortet. Zusammen mit einer kleinen Gruppe gleichgesinnter Kollegen argumentierte er, dass dies im Interesse von GAVI sei, da starke Gesundheitssysteme erforderlich seien, um eine hohe Durchimpfungsrate aufrechtzuerhalten. Lob-Levitt kam zu GAVI, nachdem er jahrzehntelang an der Seite von Regierungen einkommensschwacher Länder an der Stärkung ihrer Gesundheitssysteme gearbeitet und zuletzt das britische Ministerium für Internationale Entwicklung (DFID) bei seiner Zusammenarbeit mit aufstrebenden öffentlich-privaten GHIs beraten hatte. Innerhalb von GAVI wurde Lob-Levitt schnell als "Person des Gesundheitssystems" bekannt, als jemand, der, wie es einer seiner früheren Kollegen ausdrückte, sich der "Absurdität von Impfkampagnen, die vier Wochen für Planung, Durchführung und Säuberung benötigen und die, wenn sie achtmal im Jahr wiederholt werden, das Gesundheitssystem völlig lahm legen", sehr wohl bewusst war.
    Lob-Levitts Eintreten für die Gesundheitssysteme wurde durch eine Reihe von in Auftrag gegebener Evaluierungen von GAVI unterstützt, die zu dem Schluss kamen, dass Schwächen innerhalb der Gesundheitssysteme in Bezug auf Finanzierung, Humanressourcen und Infrastruktur die Leistung der von GAVI unterstützten Impfprogramme behinderten (Naimoli, 2009). Einige der in diesen Evaluationen festgestellten Probleme waren die Nichtverfügbarkeit von Personal, Transportmitteln und Mitteln für Immunisierungsmaßnahmen, wenige und schlecht ausgebildete Mitarbeiter im Gesundheitswesen sowie die mangelnde Nachverfolgung der verfügbaren Daten über die Durchimpfungsrate und die Höhe der Impfstoffvorräte (GAVI, 2005). Das Evaluierungsteam empfahl GAVI, seine Unterstützung für Impfstoffe auf die HSS auszuweiten, um diesen Herausforderungen zu begegnen.”
    *** Ende Teil 1 ***

  • #13

    Karl-Bernd (Mittwoch, 20 Mai 2020 14:30)

    *** Teil 2 ***
    “Die norwegische und die britische Regierung, beides wichtige Geldgeber für GAVI und traditionell dafür bekannt, dass sie einen Ansatz für Gesundheitssysteme unterstützen, unterstützten diese Empfehlung. Sie stieß jedoch auf heftigen Widerstand bei vielen mächtigen Akteuren im gegnerischen "Lager" des GAVI-Vorstands, darunter die US-Agentur für Internationale Entwicklung (USAID), hochrangige Impfungsexperten und nicht zuletzt die Bill & Melinda Gates Foundation. Zu ihren Hauptanliegen gehörte die Frage, wie die Unterstützung der HSS definiert und gemessen werden kann und, noch grundlegender, ob die Unterstützung der HSS die grundlegende Mission von GAVI verändern würde (vgl. Hafner & Shiffman, 2013). Die Gates-Stiftung war "eine sehr laute, lautstarke Stimme, die sagte, dass wir nicht an die Stärkung der Gesundheitssysteme glauben", sagte einer der stärksten Befürworter von GAVI für die Gesundheitssysteme und erinnerte daran, dass Bill Gates ihm in privaten Gesprächen oft sagte, "dass er vehement gegen die Gesundheitssysteme ist ... er sagte im Grunde, dass es eine völlige Geldverschwendung sei, dass es keine Beweise dafür gebe, dass es funktioniert, deshalb werde ich keinen Dollar oder Cent meines Geldes für die Stärkung der Gesundheitssysteme sehen". Laut mehreren Informanten, die damals im Vorstand waren, unterstützten Vertreter des privaten Sektors überraschenderweise die Schaffung des HSS-Fensters, vermutlich weil sie starke Gesundheitssysteme als notwendig erachteten, um nachhaltige Märkte für ihre Produkte zu schaffen.” (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4166931/)

  • #14

    Albert (Freitag, 03 Juli 2020 14:40)

    Rudolph Bauer auf den NachDenkSeiten:

    "(...) Die Multimilliardäre Gates und Buffett verhalten sich kapitalismuskonform. Ihre Handlungsmuster folgen paradigmatisch den folgenden Anweisungen:

    Erstens: Investiere in jene Unternehmen der Chemischen Industrie, des Agrarbusiness sowie der Lebensmittel- und Getränke-Industrie, deren Produkte der Gesundheit lang- oder kurzfristig schaden bzw. die krank machende Lebensumstände in Arbeit, Wirtschaft und Gesellschaft zur Folge haben!

    Zweitens: Fördere professionelle Akteure und Kampagnen sowie Maßnahmen, Forschung und Erzeugnisse der Pharma- und Gesundheitsindustrie, der Apparatemedizin und Digitaltechnologien! Ziel sei die vollständige oder vorübergehende Wiederherstellung der Gesundheit. Versichere dich hierbei der Zustimmung und des Beifalls durch Politik und Medien!

    Drittens: Gründe eine wohltätige Stiftung! Sie muss als unabhängig handelnder Akteur in Erscheinung treten und folgende Vorteile aufweisen: (a.) Sie garantiert ein philanthropisches Image, dessen Pflege in der Öffentlichkeit, der Fachwelt, den Medien und anderen Multiplikatoren durch Spenden aus dem Stiftungsvermögen erreicht und sichergestellt wird. (b.) Sie ermöglicht steuerliche Vergünstigungen und größtmögliche Handlungsfreiheit, ungeachtet irgendwelcher Erwägungen bezüglich des Wählerverhaltens und unabhängig von demokratischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen. (c.) Aus dem Stiftungskapital lassen sich Investitionen finanzieren, die wiederum für die Erwirtschaftung von Gewinnen maßgeblich sind und Stiftungszwecken zugeführt werden können.
    (...)"
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=62588

  • #15

    Berndt (Donnerstag, 20 August 2020 11:42)

    Noch Fragen?

    "Kampf gegen Steuervermeidung
    Deutschland verhindert EU-Initiative
    Mit mehr Transparenz wollen einige EU-Staaten gegen Steuervermeidung von Konzernen vorgehen. Eine Mehrheit im Rat der EU gäbe es wohl. Aber Deutschland, das dem Gremium vorsitzt, verhindert, dass die Initiative zur Abstimmung kommt. ..."
    https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/eu-steuertransparenz-103.html

  • #16

    Ramona S. (Mittwoch, 10 Februar 2021 13:03)

    "27. Januar 2021
    Petition von medico für die Aufhebung des Patentschutzes auf alle unentbehrlichen Medikamente: Patente garantieren Gewinne. Und töten Menschen.
    (...)
    Das Unternehmen Weltgesundheit. Thomas Gebauer über die WHO, Bill Gates und die Refeudalisierung gesellschaftlicher Verhältnisse

    Im Interview von Velten Schäfer bei neues Deutschland am 9. Mai 2020 erklärt Thomas Gebauer von medico international u.a. externer Link: “… In der aktuellen Situation alle Kräfte zu bündeln, um rasch einen Impfstoff und Medikamente zu entwickeln, ist ganz richtig. Problematisch hingegen fand ich, wer sich da zusammenfand. Das Treffen stand nicht unter der Leitung der hier zuständigen internationalen Instanz, also der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sondern unter Ägide eines Clubs mächtiger Akteure: der EU, der Weltbank, des Weltwirtschaftsforums sowie der Privatstiftungen Wellcome-Trust und Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung. Vertreter aus den Ländern des Südens, deren Bevölkerungen durch Corona dramatische soziale Folgen erleiden, saßen nicht am Tisch. (…) Es geht natürlich nicht um eine geheime Weltregierung. Das Ganze findet ja vor aller Augen statt. Das Problem der WHO liegt in einer seit Langem zu beobachtenden Aushöhlung multilateraler Institutionen, in denen alle Länder eine Stimme haben. Das ist im sogenannten Multistakeholder-Ansatz, der mehr und mehr an die Stelle jenes Multilateralismus tritt, nicht mehr der Fall. Darin spielen Geschäftsmodelle, aber nicht die Interessen und Lebenswelten der Marginalisierten eine Rolle. Sollen überlebenswichtige Medikamente wirklich für alle zugänglich sein, dürfen sie nicht länger patentgeschützt sein. Diese Vergesellschaftung pharmakologischen Wissens aber wollen die Industrieländer nicht zulassen. Das ist keine heimtückische Verschwörung, sondern das kapitalistische Grundkalkül. (…) Die WHO befindet sich seit Längerem in einer gravierenden Krise. Um wirksam für die Verwirklichung des Rechts auf Gesundheit eintreten zu können, müsste sie unabhängig sein. Genau das verweigern ihr die Mitgliedsländer, indem sie schon vor Jahren ihre Pflichtbeiträge eingefroren haben. Diese machen heute nur noch 20 Prozent des Etats aus. Die restlichen 80 Prozent sind freiwillige, aber zweckgebundene Zuwendungen, mit denen die Geber auf die Arbeit der WHO direkt Einfluss nehmen. Allen voran der bislang größte Geldgeber USA, gefolgt von der Gates-Stiftung. (…) Gesundheit ist keine Ware, die sich wie Computerprogramme vermarkten ließe. Sie lebt von der demokratischen Partizipation derjenigen, um deren Gesundheit es geht. Und da spielen soziale Faktoren eine ungleich größere Rolle als kurativ-medizinische Angebote. Letztere, das hat zuletzt sogar die Unternehmensberatung McKinsey einräumen müssen, bestimmen nur zu 15 Prozent das Wohlbefinden der Menschen. Viel wichtiger sind gute und ausreichende Ernährung, Bildung, hygienische Wohnverhältnisse, würdige Arbeit, Einkommen und Ähnliches. Diese sozialen Determinanten der Gesundheit, für die sich die WHO lange starkgemacht hat, spielen heute immer weniger eine Rolle. Und das auch aufgrund der Einflussnahme durch Geldgeber wie Bill Gates…”
    https://www.labournet.de/politik/wipo/gesundheitspolitik/oekonomie/petition-von-medico-fuer-die-aufhebung-des-patentschutzes-auf-alle-unentbehrlichen-medikamente-patente-garantieren-gewinne-und-toeten-menschen/