Stoßseufzer

 

Ich möchte was besond´res sein,

Ganz groß und ganz gewichtig,

Hoch angeseh´n im Musenhain,

Bekränzt mit Gold, so richtig.

 

Berühmt, bekannt, beliebt, begehrt,

geehrt, beneidet, wichtig.

Von allen Lesern hoch verehrt

Ein Star - und deshalb dicht´ ich.

 

Vor jeder Lesung eine Schlange,

Millionen wollen Autogramme.

In jeder Talkshow imponier ich,

Zu jedem Titel räsonier ich.

Der Papst fleht mich um Hilfe an.

Mich liebt ein jeder: Frau und Mann

 

Ja, jede Zeile, die entstand,

Reißt man mir gierig aus der Hand.

Ich bin die Sonne der Journale.

Man zahlt mir höchste Honorare.

 

Und meine herrlichste Vision,

Mein allergrößter, höchster Lohn,

Ist, dass die Kritik - Eunuchen

Begierig meine Nähe suchen.

 

Allein das wird nicht möglich sein,

Wenn mir nichts Tolles mehr fällt ein.

 

Hinfort ihr müden Plattitüden,

ihr abgeschmackten Stil-Etüden,

ihr aufgemotzten Kult-Gazetten,

ihr ölpolierten Text-Schmonzetten.

 

Herbei, Genie! Brich auf, Talent,

Jetzt hast du endlich ausgepennt.

Strömt aus mir raus, ihr Kunstgenüsse.

Und küsse, Muse, küsse, küsse!

 

 

 


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