Wozu?

Ich reimte nur

zum Zeitvertreib

ganz ähnlich

wie eine Kind

das Klötzchen

aufeinandertürmt

bis alle alle sind

 

 

Darob verdutzt

ganz kurz nur

stutzt

dann ausholt

und

- du ahnst es -

den Turm zerstört

es sei denn

du

greiftst ein

und du

ermahnst es

 

 

Du machst ihm klar

wie schwer es war

die Hölzer aufzuschichten

und dass es keinen Sinn ergibt

das Werk jetzt zu vernichten

 

 

Da stutzt du selbst ...

 

 

Was aber tut derweil

die Zeit

von der man leichthin

sagt

sie sei unendlich

wie der Raum

um sie herum

(vielleicht mal Pi)

-

verpufft

oder

verrinnt sie?

 

In meinem Fall

als meine Zeit

wird sie einst wohl

verrinnen

Der Körper

er entleert sich noch

die Seele strebt

von hinnen

 

Ist es die Zeit an sich

die endet

dann wird sie – klar -

verpuffen

im reziproken

Uhrenknall

Mann – hab ich davor

Muffen

 

 

Denn was ist dann?

Wieso gezz?

Wann?

Ein „dann“

kann es

nicht geben!

War alles fake?

Es sieht so aus!

Was solls -

so ist das Leben (?!)

 

 

Wieso denn "war"?

wieso denn "ist"?

Auch das sind

'grade Ecken'

denn was man gern

und schnell

vergisst

...

Hör auf!

Lass einfach stecken!

 



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Neue Kommentare stehen oben

Kommentare: 16
  • #16

    Opa Hoppenstedt (Mittwoch, 08 April 2020 14:16)

    Und wenn die Zeit dereinst "Puff!" macht, das gibt dann ein großes "Hallo!"

  • #15

    Teo Erraro (Mittwoch, 08 April 2020 14:02)

    Wir scheinen hier einen nachdenklichen, grübelnd im Ohrensessel vor sich hinbrütenden (vielleicht aber auch gespannt über das Elektronenmikroskop gebeugten und durch selbiges hindurchlinsenden) Geist vor uns zu haben, der indes soviel Weisheit besitzt, sich von den komplizierten Fragen der Natur und des Lebens nicht fertigmachen zu lassen, sich diesen also mit Interesse u n d Gelassenheit zu nähern. Vielleicht eine ideale Kombination, wenn von vornherein klar ist, dass man die Antwort eh nicht finden kann, wieviel immer man spekulieren mag ... Dennoch oder deswegen sind die Zeilen ein Genuss.

  • #14

    Margot (Mittwoch, 08 April 2020 13:53)

    Ich will noch mal zurück zur 1. Strophe, das mit dem sich entleerenden Körper und der von hinnen strebenden Seele.

    Ergibt das Zweite das Erste? Oder haben wir statt des metaphysischen Sachverhalts einen profan physiologischen vor uns? Zu Letzterem würde das Verrinnen der Zeit ganz gut passen. Das mit dem Verpuffen „im reziproken Uhren(!)knall“ gefällt mir.

  • #13

    Heinzi (Mittwoch, 08 April 2020 13:46)

    „War“ und „ist“ sind „grade Ecken“ - also jeweils ein Widerspruch in sich selbst?
    Oder beziehen sich die graden Ecken auf die Wieso-Fragen?
    Leider lügt sich der Autor ein bisschen raus: „Lass einfach stecken!“
    Eine Fortsetzung fände ich schon spannend.

  • #12

    Pit (Mittwoch, 08 April 2020 13:39)

    Ich noch mal:

    Wieso denn "war"?
    wieso denn "ist"?

    Das erinnert mich an einen Kommentar von Lesterschwein, wo hier nicht genannt werden soll, zu Tünns „Anmerkungen zur Zeit“. Sie schrieb alldorten:

    „vielleicht 'war da nie was' dann ist auch 'ist nicht'" ... Vielleicht 'Ist nicht, war nicht, wird vielleicht auch nie sein!'“

    Jetzt noch nach „wieso“ zu fragen, das geht schon sehr tief. Weiß vielleicht gar jemand eine Antwort?

  • #11

    Tünn (Mittwoch, 08 April 2020 13:37)

    **********************************************************************************
    Bis hierher bezogen sich alle Kommentare auf die linke Spalte.
    Der unbekannte Verfasler hat sein Werk forgesetzt: siehe die rechte Spalte.
    Bitte kommentieren Sie j e t z t !
    (Der Chefadministrator)
    **********************************************************************************

  • #10

    Albert (Montag, 06 April 2020 12:07)

    „der Raum
    um sie herum“ ?

    Wie ist das mit der Zeit als 4. Dimension des Raums?
    Spricht das ein bisschen für den Dialektiker?

  • #9

    Angélique (Montag, 06 April 2020 11:58)

    „verpufft
    oder
    verrinnt sie?“

    Sie tickt! Vertickt sie?

    Newton: „Zeit ist, und sie tickt gleichmäßig von Moment zu Moment.“

  • #8

    Friedrich (Montag, 06 April 2020 11:37)

    Find ich gut, das mit dem Romantiker.
    Nun der Dialektiker:

    Ich würd mal gern zur Sprache bringen
    Ob sie sich gar gegenseitig durchdringen
    Dann könnte man ja wohl die beiden
    Im Grunde gar nicht unterscheiden

  • #7

    Jens (Montag, 06 April 2020 11:13)

    „der Raum
    um sie herum“
    Umraumt der Raum die Zeit?
    Umrahmt er sie?
    Oder - wie der Romatiker sagen würde:
    Umarmt der Raum vielleicht die Zeit
    Von jetzt in alle Ewigkeit?

  • #6

    Enno (Montag, 06 April 2020 08:31)

    Man soll ja an einem Gedicht nicht alles wörtlich nehmen. Von daher halte ich das mit der Drohung eher für unwahrscheinlich. Wenn wir bei dem Bild mit den Bauklötzen bleiben:

    Die Anzahl der ihm zur Verfügung stehenden Bauklötze ist im Normalfall für ein Kind nicht nur endlich, sondern überschaubar (Was meint der Pädagoge?). Es kann mit etwas Glück und Geschick das gleiche Bauwerk noch einmal errichten.

    Die Anzahl der Reime (wo immer sie auch rumschweben mögen) ist aber nur theoretisch endlich, für einen endlichen sie suchenden Dichter im Normalfall hingegen unendlich. Ob der das gleiche Kunstwerk noch einmal schaffen könnte?

    Deshalb: Bitte nicht vernichten!

  • #5

    Matze (Montag, 06 April 2020 08:18)

    Ist dies ein Drohgedicht? Stellt uns der Dichter in Aussicht, dass er sein Werk wieder vernichten wird? Was ja einer Drohung gleichkäme.

    Ich hoffe doch, dass sich der Vergleich mit dem Kind nur auf das Aufeinandertürmen bezieht!

  • #4

    Pit (Montag, 06 April 2020 08:17)

    Als jemand, der alle Tünn'schen Gedichte im Herzen auswendig gelärmt hat, kann ich nicht umhin, auf seine zu den in diesem Poem angesprochenen Zeit- und Raumfragen sehr gut passenden „Anmerkungen zur Zeit“ und zu der Strophe in den Vorsokratikern hinzuweisen:
     
    Nun kommt Zenon zu Wort, und ich glaube es kaum:
    Er verleugnet die Zeit und verleugnet den Raum
    Wenn der Raum wirklich w ä r e - wo wär er wohl drin?
    Macht der Raum ... in dem Raum ... in dem Raum ... einen Sinn?

    Ihr beide solltet euch mal zusammensetzen. Ich kenne da ein schönes Café in Bremen

  • #3

    Friedrich (Montag, 06 April 2020 08:05)

    Bei dem Gedicht scheint es sich um nichts weniger als eine Allegorie auf die Logik der Kapitalverwertung zu handeln: Überakkumulation, Im Verhältnis zu einer gegebenen Kapitalmenge zu wenig Mehrwert und damit zu wenig Profit. Also: Krise! Durch Kapitalvernichtung - Zerstörung von Produkten und Produktivkräften - kann das Verhältnis wieder verbessert werden. Neuaufbau: Das Geschäft brrrummt! Das macht Spaß, als würde ein Kind mit Bauklötzen spielen ...

    Und / oder:

    Denen, die den Kapitalismus abschaffen (zerstören) und etwas Neues aufbauen wollen, wird eine kindliche Unreife unterstellt, und die Mahner rufen: Bitte nich puttmachen!

    Ein vielschichtiges Werk, das zudem noch psychologische, philosophische, ... Fragen aufwirft und so der weiteren Interpretation harrt ...

  • #2

    Heiderose (Sonntag, 05 April 2020 19:56)

    An dem, was du, werter @Willi, schreibst, ist sicherlich was dran. Du übersiehst aber: Der Dichter lässt das Lyrische Du
    s t u t z e n ! Weil es (das LD) w a s erkannt hat? Vielleicht genau das, was du, @Willi, ausführst? Von daher wird das Konservative, das du in der Darstellung siehst, zugleich (in Zeit und Raum allerdings nachgeordnet :-)) wieder demontiert. Nicht explizit, aber zumindest als Möglichkeit ist die Demontage angelegt.

  • #1

    Willi (Sonntag, 05 April 2020 18:39)

    Mir scheint: Der über dem Gedicht schwebende Pädagoge (Deutschlehrer? Werken & Basteln?) kann sein Sein nicht verleugnen:

    Du - also er? - sollst das Kind e r m a h n e n, weil es sich („du ahnst es“) kindgerecht verhält.

    Kindgerecht heißt aber: Noch nicht durch Erziehung und Bildung stromlinienförmig an die gesellschaftlichen Normen angepasst.

    Will sagen: Es ist nicht auf B e w a h r e n (Konservieren der gesellschaftlichen Strukturen!) aus, sondern auf die kreativ-dialektische Einheit von Zerstören und Erneuern. Nicht der Stolz auf das Geschaffene steht im Mittelpunkt, sondern die Freude am Schaffen.

    Und schlau ist es auch: So kann es die (endliche) Menge der Klötze erneut nutzen. Und die Zeit vergeht? - ganz nebenbei? wie im Flug?