Freiheit*

 

Unsre westlichen Werte - was könnte das sein?

Etwa Freiheit und Gleichheit und Brüderlichkeit?

Viel zu oft, wie mir scheint, zählt die Freiheit allein

Ja, sie liegt mit den andren beständig im Streit

 

Diese Freiheit - so forsch, voll Dynamik und Kraft

Mit den Worten: Entschuldigt, ich bin mal so frei!

Hat's als Erste bis ganz an die Spitze geschafft

Weil sie eh von den Werten der wichtigste sei

 

Ihr Bestreben, sich stetig und frei zu entfalten

Kann die Freiheit der anderen Werte gefährden

Die Gerechtigkeit brüderlich auszugestalten

Droht durch maßlose Freiheit utopisch zu werden ...

 

Auch die Gleichheit wird immer mal wieder beschworen

Dabei nimmt schon seit Jahren die Ungleichheit zu

Mit der Armut gehn Chancen und Rechte verloren

Hier statt reden zu handeln ...?

Das bleibt ein Tabu

 

(...)

 

Grad weil wir unsre Freiheit lieben

Ist dies nicht immer deutlich klar:

Wird deine Freiheit übertrieben

Ist meine leider in Gefahr

 

Denn schau:
Kein Mensch
Dem Armut droht

Ist frei!

... von matrieller Not

 

_____

*   Ich habe mir aus gegebenem Anlass** einen Rückgriff auf drei Strophen der Europäischen Werte erlaubt

     und durch einige Anmerkungen zur Freiheit ergänzt.

** Das Thema der (Hobby-)Philosophenrunde Melle im August 2020 lautet: Der Begriff der Freiheit.

08/20

 


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Kommentare: 7
  • #1

    Tünn (Dienstag, 04 August 2020 12:34)

    Einige Erläuterungen zur möglicherweise ungewohnten und kritischen Darstellung einiger Aspekte der Freiheit (auch zu "als Erste bis ganz an die Spitze ...") finden sich in den Kommentaren zu "Europäische Werte":
    https://www.diverseverse.de/philosophisches/europ%C3%A4ische-werte/

  • #2

    Kalle (Dienstag, 04 August 2020 13:08)

    Thema (Un-)Gleichheit:

    " ... Hohe Einkommensungleichheit ist in vielerlei Hinsicht eine soziale Geißel: Wie Kate Pickett und Richard Wilkinson in ihrem wichtigen Buch "Gleichheit ist Glück: Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind" überzeugend darlegen, führt höhere Ungleichheit allgemein zu schlechterer Gesundheit, was die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu sterben, erheblich erhöht.

    Darüber hinaus verringert höhere Ungleichheit den sozialen Zusammenhalt und das soziale Vertrauen, steigert aber die politische Polarisierung. All dies beeinträchtigt die Fähigkeit und Bereitschaft der Regierungen, strenge Kontrollmechanismen einzuführen. Höhere Ungleichheit bedeutet, dass viel mehr niedrig bezahlte Arbeiter ihr tägliches Leben auch bei erhöhtem Infektionsrisiko fortführen müssen – so etwa Reinigungskräfte, Kassiererinnen, Wachleute und Lieferpersonal bis hin zu Hygiene-, Bau- und Fabrikarbeiter. Mehr Ungleichheit bedeutet zudem, dass mehr Menschen in beengten Lebensverhältnissen leben und damit keinen geschützten Raum haben.
    ...
    Die Reichen arbeiten nun online und profitieren davon – der Reichtum von Amazon-Gründer Jeff Bezos ist dank dem florierenden Online-Handel seit Beginn des Jahres um 49 Milliarden Dollar gestiegen. Die Armen dagegen verlieren oft ihre Arbeit – und auch ihre Gesundheit oder gar ihr Leben. Die Kosten der Ungleichheit werden mit Sicherheit noch steigen, da die einkommensschwachen Regierungen ihre Haushalte und die Sozialleistungen für Arme kürzen werden. ..."
    https://gegenblende.dgb.de/artikel/++co++4ac80636-c5e0-11ea-87d5-525400e5a74a

  • #3

    Fridolin (Dienstag, 04 August 2020 13:28)

    Der SPIEGEL hat dazu auch etwas zu vermelden:

    "Die Coronavirus-Pandemie betrifft zwar jeden, doch nicht alle Menschen haben ein gleich hohes Risiko, sich mit dem Erreger anzustecken oder durch die von dem Virus ausgelöste Krankheit Covid-19 zu sterben.

    n Großbritannien hat jetzt ein Forschungsteam ermittelt, welche Faktoren im Zusammenhang damit stehen, dass ein Betroffener an Covid stirbt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten medizinische Daten von gut 17,2 Millionen Erwachsenen in Großbritannien, die in elektronischer Form vorlagen und für die Studie anonymisiert wurden. (...). Die Ergebnisse sind im Fachblatt "Nature" veröffentlicht.

    Der Gruppe um Liam Smeeth von der London School of Hygiene and Tropical Medicine und Ben Goldacre von der University of Oxford zufolge sind verschiedene Faktoren für ein größeres Sterberisiko durch Covid verantwortlich. Dieses kann sowohl darauf zurückzuführen sein, dass jemand ein höheres Risiko hatte, sich anzustecken oder im Falle der Infektion schwerer zu erkranken.

    Die wichtigsten Faktoren sind demnach:

    * männliches Geschlecht,
    * höheres Alter,
    * Armut beziehungsweise ein niedriger sozioökonomischer Status,
    (...)"

    "Die wichtige Botschaft dieser Studie ist, dass die Gesundheit der Menschen in diesem Land weiter stark von sozialen Faktoren beeinflusst wird, wie Armut, Ethnizität und Ungerechtigkeit - und dass Covid-19 keine Ausnahme darstellt", sagt Tom Wingfield von der Liverpool School of Tropical Medicine, ..."
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/britische-studie-zu-covid-19-das-sind-die-groessten-risikofaktoren-fuer-einen-toedlichen-verlauf-a-ad91c69b-ee1e-4e79-b928-969e31ee276b

  • #4

    Gert (Freitag, 07 August 2020 14:35)

    Grade gelesen:

    "Den Deutschen bereiten Armut und soziale Ungleichheit mittlerweile mehr Sorgen als das Coronavirus. 40 Prozent (+7) geben an, dass die soziale Frage derzeit ihre Hauptsorge sei."
    https://www.westfalen-blatt.de/Ueberregional/Nachrichten/Politik/4247326-Weniger-Angst-vor-Corona-Sorge-der-Deutschen-vor-Armut-waechst

  • #5

    Christian (Freitag, 07 August 2020 18:21)

    Ich bin der Ansicht, dass wir die Freiheit als vorrangig empfinden,
    weil viele von uns innerlich unfrei sind, ohne sich dessen bewusst
    zu sein: Traumata, Schatten, Konditionierungen, Hemmungen,
    Blockaden, Ängste, Sensibilisierungen etc. ect.
    Auch wenn wir fliegen z.B. "über den Wolken muss die Freiheit wohl
    grenzenlos sein..." nehmen wir unsere Befindlichkeit mit.

  • #6

    Rolph (Samstag, 08 August 2020 06:08)

    Europa:

    "Frankreichs Verfassungsgericht hat ein Gesetz, das die Überwachung wegen Terrorismus Verurteilter ermöglicht, in zentralen Teilen für verfassungswidrig erklärt. Zahlreiche Bestimmungen des Gesetzes verletzten die Grundfreiheiten, teilte das Gericht am Freitag mit. Die persönliche Freiheit dürfe nicht durch unnötige Härte behindert werden. Dazu zählten etwa die Freiheit des Kommens und Gehens, das Recht auf Achtung des Privatlebens oder das Recht auf ein normales Familienleben. Zwar verfolge der Gesetzgeber das verfassungsrechtlich gültige Ziel, den Terrorismus zu bekämpfen. Allerdings müssten die Maßnahmen angemessen und verhältnismäßig sein. ..."
    https://www.jungewelt.de/artikel/384435.frankreich-verfassungsgericht-kippt-%C3%BCberwachungsgesetz.html

  • #7

    Kalle (Dienstag, 25 August 2020 10:16)

    Interessante These von Raul Zelik in den Blättern für deutsche und internationale Politik:

    "Das Privateigentum (an Produktionsmitteln und Finanzvermögen) markiert die Grenze von Freiheit und Demokratie und repräsentiert damit den großen inneren Widerspruch des Liberalismus, der Rechte postuliert, die er durch die Eigentumsordnung sofort wieder aufhebt."
    https://www.blaetter.de/ausgabe/2020/august/sozialismus-aber-anders